Audi

Automobilproduktion der Zukunft

Christian Schmidt und Thomas Vogel
Interview

Neckarsulm als digitales Leitwerk

Entwicklungsprozess, zentrale Benefits, Besonderheiten beim Einsatz von RFID in Neckarsulm und wie es in Zukunft weiter geht, erklären Christian Schmidt und Thomas Vogel.
INTERVIEW MIT CHRISTIAN SCHMIDT UND THOMAS VOGEL

Christian Schmidt Business Services Digitalisierung Produktion & Logistik Standort Neckarsulm, Audi (links)

Thomas Vogel Delivery Management Digitalisierung Fertigung am Standort Neckarsulm, Audi

1. Welche Entwicklungsprozesse und Testphasen gingen der Lösungsintegration voraus?

Vogel: Ein besonderes Augenmerk lag zunächst auf den Anforderungen in der gesamten Prozesskette. Insbesondere die robusten Umgebungsbedingungen im Karosseriebau und die hohen Temperaturen in der Lackiererei. Im Vorfeld haben wir dazu zahlreiche Versuche durchgeführt. Auch Stabilität und Klebevarianten, und deren Einfluss auf die Tag-Performance, wurden ausgiebig überprüft. Insgesamt wurde die gesamte Entwicklungsarbeit gemeinschaftlich – innerhalb des Volkswagen Konzerns – auf die Beine gestellt. Von Anlage zu Anlage wurde anschließend die Technologie sukzessiv implementiert.

2. Wie charakterisieren Sie die Entwicklungsarbeit?

Schmidt: Im Mittelpunkt der Lösungsintegration und somit des gesamten Entwicklungsprozesses stehen die Mitarbeiter. Wir waren darauf bedacht, mit der neuen Lösung insbesondere die Tätigkeiten unserer Mitarbeitenden auch zu erleichtern und zu optimieren. Digitale Lösungen werden im Konzernverbund gegenseitig ausgetauscht und überprüft.

Dieser enge Austausch führt dazu, dass alle Beteiligten von den Konzepten und Lösungsintegrationen profitieren. Dadurch werden die Synergien im vollen Umfang ausgeschöpft. Verschiedene Kompetenzen der jeweiligen Partner können so optimal genutzt und geteilt werden. Die Teamarbeit lief auch bei diesem Projekt markenübergreifend ab. Ein Erfolgsprojekt in diesem Umfang ist nur in der Gemeinschaft erfolgreich zu realisieren.

3. Welche signifikanten Erfolge konnten bereits erzielt werden? Wie bewerten Sie die zentralen Benefits der RFID-Integration bei Audi?

Vogel: Uns zeichnet vor allem unsere Konsequenz aus. Der Standort Neckarsulm bietet eine hohe Produktpalette. Dennoch haben wir es geschafft, alle Fahrzeuge mit einem RFID-Transponder auszustatten. Das Besondere hierbei und der größte Benefit ist, dass wir die Technologie über alle Gewerke, also Karosseriebau, Lackiererei, Montage und Fahrzeuglogistik, hinweg flächendeckend nutzen können.

Eine einzige Technologie in allen Gewerken zu implementieren stellte anfangs auch Schwierigkeiten dar. Aufgrund der verschiedenen Anforderungen pro Gewerk ist es ein enormer Erfolg, dass wir jetzt alle mit einer einzigen Technologie ausgestattet haben. Die RFID-Technologie dient als Basis und stellt die Grundlage für eine vollvernetzte Fabrik dar.

Schmidt: Wir erfüllen den Qualitätsanspruch von 99,8 Prozent Lesegenauigkeit in allen Produktionsanlagen. Der RFID-Tag gewährleistet den digitalen Echtzeit-Zugriff auf alle relevanten Fahrzeugdaten aus der Produktion. Darunter Karosserieform, Lackierung, Motorisierung und Ausstattung eines jeden Fahrzeugs. In allen Produktionsprozessen findet die Fahrzeugidentifikation flächendeckend statt. Somit können wir zu jedem Zeitpunkt garantieren, dass das bestellte Fahrzeug exakt nach den Kundenwünschen hergestellt und anschließend ausgeliefert wird.

4. Was ist die Besonderheit am Standort Neckarsulm? Welche führende Rolle soll die Produktionsstätte in Zukunft einnehmen?

Schmidt: Wir haben das Ziel, hier am Standort weitere innovative digitale Lösungen für Produktion und Logistik zu finden, von denen auch die anderen Standorte und Marken im Konzern profitieren. Die Besonderheit an diesem Standort liegt vor allem darin, dass wir am Standort mit den Böllinger Höfen eine Kleinserienfertigung haben.

Gleichzeitig haben wir im Werk in Neckarsulm eine Großserienfertigung. Dadurch bieten sich die Möglichkeiten neue Konzepte und Technologien zunächst in der Kleinserie zu testen und zu optimieren. Anschließend folgt dann die Implementierung in der Großserie. Wir haben hier also beste Voraussetzungen, um digitale Lösungen im Kleinen zu testen und anschließend zu skalieren. Das wollen wir zukünftig noch weiter fokussieren und ausbauen.

Vogel: Von Beginn an war für uns wichtig, dass die Technologie flexiblen Einsatz und Erweiterungsmöglichkeiten bieten muss. Die Positionen der RFID-Reader am Standort sind vereinheitlicht. Dadurch ist es möglich, die Vorteile von RFID ohne großen Aufwand bei der Einführung neuer Fahrzeugmodelle und Fertigungslinien zu nutzen. Zudem ist das Applizieren des RFID-Tags bereits standardisiert. Für zukünftige Anwendungsfälle planen wir ein modulares Konzept – eine Plug-and-Play-Lösung innerhalb des Volkswagen Konzerns – zu realisieren.

The END
Vielen Dank fürs Lesen!
Seite1 / 2 / 3 / 4
Cookies are necessary to provide you with our services. By continuing your visit on the website, you consent to the use of cookies.
More information Ok