Friedrich-Loeffler-Institut

RFID-getaggte Arbeitsbekleidung im Friedrich-Loeffler-Institut

Automatisierte Ausgabesysteme versorgen über 475 Mitarbeiter mit HF-RFID-getaggter Arbeits- und Schutzbekleidung.

Automatisierte Ausgabesysteme versorgen über 475 Mitarbeiter mit HF-RFID-getaggter Arbeits- und Schutzbekleidung

Seit 1910 befindet sich im Greifswalder Bodden auf der Insel Riems die virologische Forschungsanstalt 'Friedrich-Loeffler-Institut', Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, mittlerweile der Hauptsitz von 5 Standorten deutschlandweit. Gründer und Namensgeber Friedrich Loeffler entdeckte 1898, dass die Maul- und Klauenseuche nicht auf Bakterien, sondern auf Viren zurückzuführen ist. Er gilt daher als Entdecker der Viren. Die Forschungslabore entsprechen höchsten Sicherheitsstandards und befinden sich in einem Tierseuchensperrbezirk.

Im Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) forschen Wissenschaftler an hochansteckenden Viren und Bakterien, die Tiere befallen können. Auch an Zoonosen, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden, wird geforscht. Deshalb müssen die entsprechenden Laborbereiche den höchsten Sicherheitsanforderungen bis zur Sicherheitsstufe S4 entsprechen. Deutschlandweit gibt es nur vier Labore, die als Forschungseinrichtung eine S4-Klassifizierung aufweisen. Auch die Versorgung der Mitarbeiter mit Schutzausrüstungen gehört zum Sicherheitskonzept.

RFID im Blick sprach mit Maik Neubauer, Arbeitsgruppenleiter in der Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit am FLI, über die Schutzbekleidung und die automatisierten Schranksysteme in der Wäscheausgabe.

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Virologische Forschung seit 110 Jahren Heute europäische Spitzenklasse

Das FLI verfügt über einen 350 Quadratmeter großen S4-Zoonosen-Komplex. Das Labor mit Materialschleuse, Autoklavenraum und weiteren Nutzflächen umfasst rund 180 Quadratmeter. Zwei Tierräume mit je 66 Quadratmetern sind einzigartig auf dem europäischen Kontinent. In diesen Räumen sind Forschungsarbeiten zu Ebola-, Krim-Kongo-Hämorrhagischem-Fieberund anderen S4-Viren bei Großtieren wie Schweinen und Rindern möglich.

Vergleichbare Forschungen sind lediglich in zwei weiteren Einrichtungen weltweit möglich: im National Microbiology Laboratory (NML), in Winnipeg/Kanada, und im Australian Animal Health Laboratory (AAHL), in Geelong/Australien.

Arbeiten an Zoonosen Sicherheitsstufe S4

Die Realisierung eines S4-Hochsicherheitslabors für die Arbeit mit zoonotischen Erregern ist ausschließlich unter besonderen Bedingungen der Gebäude- und Sicherheitstechnik möglich. Der S4-Komplex befindet sich in einem „box in box“- System. Der S4-Bereich ist die innere Box, die von einem S3- Bereich als äußere Box umgeben ist. Um im S4-Bereich arbeiten zu können, muss das wissenschaftliche und technische Personal sowie die Tierpfleger unter den Vorgaben der zu den jeweiligen Bereichen geltenden Sicherheitsund Hygienemaßnahmen erst den S3- Bereich durchlaufen, bevor der Zutritt zum S4-Bereich möglich ist.

Alle Mitarbeiter arbeiten in einem Vollschutzanzug, in den kontinuierlich über einen Schlauch mit Sicherheitsventil gefilterte Luft strömt. Im Anzug herrscht ein leichter Überdruck, sodass selbst bei einer Undichtigkeit keine Erreger in ihn eindringen können. Das gesamte Gebäude hingegen steht ständig unter Unterdruck, sodass die Luft einströmt und nur über Hochleistungsschwebstofffilter nach außen gelangen kann. Die Zu- und Abluft wird doppelt gefiltert. Sämtliche Abwässer aus den Labor- und Funktionsbereichen laufen in Sammeltanks zusammen, die unter dem Labor installiert sind. Das Abwasser wird direkt im Gebäude sterilisiert, bevor es in die institutseigene Kläranlage weitergeleitet wird.

Reinigung der Arbeitsbekleidung

Auch wenn bei den Arbeiten mit nicht-zoonotischen Tierseuchenerregern kein Infektionsrisiko für den Menschen besteht, wird in allen Sicherheitsbereichen Labor- oder Stallbekleidung getragen. Vor dem Betreten eines Sicherheitsbereiches wird die Straßenkleidung in Sicherheitsschleusen ab- und die Schutzkleidung angelegt. Wird mit infizierten Tieren gearbeitet, muss vor dem Wechsel des Tierstalls geduscht und die Kleidung erneut gewechselt werden.

Diese Sicherheitsmaßnahmen verhindern die Verschleppung von Erregern innerhalb der Stallungen und Labore in einem Sicherheitsbereich. Getragene Kleidung und sämtliche feste Abfälle werden mit heißem Dampf sterilisiert (autoklaviert), bevor sie entsorgt werden oder an den Textilservice übergeben werden.

Die Aufbereitung der getragenen Arbeitsbekleidung erfolgt gemäß den Vorgaben des Gütezeichens RAL-GZ 992/2 der Gütegemeinschaft 'Sachgemäße Wäschepflege'. Diese Vorgaben folgen den Regularien des Robert Koch-Institutes für kontaminierte Wäsche an externe Dienstleister. Die Reinigung sämtlicher Bekleidungsteile und die Belieferung des FLI mit Frischwäsche übernimmt der Textil-Service Mecklenburg.

Raum oder Schranklösung?

„Alle Möglichkeiten der geregelten Ausgabe von Arbeits- und Schutzbekleidung sind überprüft worden. Das Konzept von ABG Systems war letztlich überzeugend, da die Kombination aus Hardware und Software sowie die Interaktion zwischen Schranklösungen und einem Tunnelreader gepasst hat. Die Umsetzung ist mit einer Lösung für Kliniken oder medizinischen Einrichtungen sehr vergleichbar. Bei uns kam es aber vor allem auf die Verbindung von HF-RFID, geringem Platzbedarf, unterschiedlichen Größen der Ausgabezellen, hygienischer Einzelausgabe und einem Tunnelleser an", erklärt Maik Neubauer, Arbeitsgruppenleiter in der Abteilung für experimentelle Tierhaltung und Biosicherheit am FLI.

Vier Wäscheautomaten für 475 Mitarbeiter

„Das Friedrich-Loeffler- Institut verfügt seit 2018 über eine zentrale Wäscheausgabe mit vier Ausgabeautomaten. Zusätzlich sind dezentrale Wäschesammler sowie ein zentraler Rücknahmetunnel installiert. Des weiteren werden die Säcke mit Schmutzwäsche in einem Lesetunnel gescannt und das Konto entlastet. Die vier Ausgabeautomaten stellen in der Summe 956 einzelne Ausgabezellen zur Verfügung. Vom Strumpf, der Unterwäsche bis zum Overall werden insgesamt 17 unterschiedliche Wäschestücke in 10 Größen angeboten.

Insgesamt befinden sich zirka 15.000 Wäschestücke mit HF-Transpondern im Umlauf. Damit keine Engpässe in der Wäscheversorgung entstehen und jeder Mitarbeiter zu jedem Zeitpunkt die benötigten Teile erhält, findet die Bestückung der Schränke zweimal täglich statt. Die Automaten stehen den 475 Mitarbeitern rund um die Uhr an 365 Tagen zur Verfügung. Es gibt keine Ausgabebegrenzung“, berichtet Maik Neubauer.

Sonderlösung am FLI

Um die potentiell kontaminierten Kleidungsstücke nicht direkt an den Wäschedienstleister zu übergeben, kommt eine Sonderlösung am FLI zum Einsatz. Alle Wäschestücke werden vor der Übergabe an die Wäscherei autoklaviert und anschließend außerhalb der Sicherheitsbereiche in Wäschesäcken durch einen Edelstahltunnel identifiziert. Im RFIDTunnel werden Wäschestücke gelesen und die Konten der Mitarbeiter entlastet. Alle Wäschestücke werden vor der Übergabe an die Wäscherei autoklaviert. Die Reinigung erfolgt nach RAL 992/2.

Welche Vorteile erzeugt die RFID-Lösung für das FLI?

„Jedes Wäschestück ist mit einem Datenschutz konformen HF-RFID Transponder gekennzeichnet. Die Hauptgründe für das Taggen liegen in der gesicherten Versorgung mit benötigter Arbeits- und Schutzbekleidung, der Nachverfolgbarkeit der Wäschestücke und der optimierten Bedarfsplanung auf Grund wechselnder Forschungsschwerpunkte", führt Maik Neubauer aus.

"Wenn wir als Nebeneffekt eine Schwundreduzierung erzielen, nehmen wir das gerne mit." Mit dem Blick auf die Datentransparenz durch die exakte Einzelteilverfolgung ergänzt Maik Neubauer: „Wir stellen eine signifikante Erleichterung in den Organisationsstrukturen sowie eine gesteigerte Zufriedenheit bei den Mitarbeitern als Hauptvorteile der automatisierten Wäscheausgabe fest.“

Quelle: RFID im Blick, Spezialausgabe Wäscherei 2020

Anja Van Bocxlaer
Anja Van Bocxlaer
Chefredakteurin und Konferenzmanagerin
Lüneburg, Deutschland
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