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Interview mit Thomas Brunner, Kathrein Solutions:Die Pandemie ist kein zusätzlicher Show-Stopper für digitale Transformationen

Im Gespräch mit RFID im Blick gibt Geschäftsführer Thomas Brunner Einblicke und Einschätzungen ab. (Bild: Kathrein Solutions)

Pandemie ist kein Show-Stopper für digitale Transformationen

Kathrein Solutions sieht neue Projekte erst 2021 – Auftragsbücher aber voll!

Die Corona-Ausbreitung verzögert und unterbricht globale Lieferketten. Nahezu jeder Industriezweig ist betroffen. Die Automobilindustrie trifft diese Entwicklung besonders hart: Zu den Aufgaben der E-Mobilität und der Realisierung neuer Produktions- und Logistikkonzepte kommt jetzt auch noch der massive Tritt auf die Bremse der Marktnachfrage.

Im März 2020 wurden in Deutschland rund 288.000 Personenkraftwagen hergestellt. Das sind rund 37 Prozent weniger als im März 2019. Nahezu alle Hersteller haben die Produktionen aktuelle eingestellt.

Welche Auswirkungen haben diese Entwicklung auf Technologielieferanten wie Kathrein Solutions? Im Gespräch mit RFID im Blick gibt Geschäftsführer Thomas Brunner Einblicke und Einschätzungen ab.

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Herr Brunner, wie ist die aktuelle Situation bei Kathrein Solutions?

Wir haben bereits im März einen Krisenstab eingesetzt und begonnen, Notbesetzung und Homeoffice-Lösungen zu organisieren. Das frühzeitige Handeln führte dazu, dass wir keine Verzögerungen in den internen Arbeitsabläufen haben und voll einsatzfähig sind. Aktuell besteht die Notbesetzung aus 15 Mitarbeitern und 17 Kollegen arbeiten im Homeoffice.

Die Hardware-Produktion in der Kathrein Sachsen GmbH hat einen eigenen Krisenstab gebildet, und ebenfalls im größeren Maße in Homeoffice organisiert. Mit einer Kernbesetzung und der strikten Einhaltung von Hygienerichtlinien und Abstandsregelungen läuft die Produktion normal weiter – jedoch im Output um circa 30 Prozent gedrosselt. Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt für sechs Monate im Vollbetrieb.

Auch unsere Lagerbestände sehen gut aus und die Aufrechterhaltung der Produktion ist wichtig, damit große Projekte weiter beliefert werden können. Grundsätzlich geht aber das Produktionsvolumen aufgrund der aktuell geringeren Nachfragen runter. Sobald Lockerungen der strengen Maßnahmen eintreten und die Nachfrage wieder ansteigt, wollen wir die Produktion wieder hochfahren.

Wie bewerten Sie die Auswirkungen auf die Volkswirtschaft?

Viele unserer großen Kunden aus dem Automobilbereich – OEM und Zulieferer – haben die Produktion kontrolliert heruntergefahren und ihre Mitarbeiter teilweise nach Hause geschickt. Sobald die Maßnahmen der Regierungen greifen, soll ebenso kontrolliert wieder hochgefahren werden. Dennoch ist der Impact auf die Wirtschaft bereits jetzt enorm – und der Höhepunkt steht noch bevor.

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Für uns bedeutet das: Es werden keine neuen Projekte gestartet. Die Entscheider in der Industrie sind im Moment nicht auf neue Projektarbeit konzentriert. Ich bin skeptisch, ob diese uns fehlenden neuen Projekte 2020 noch nachgeholt werden können, bin aber sehr optimistisch für das Jahr 2021.

Konnte das RTLS-Projekt bei Audi vor dem Shutdown abgeschlossen werden?

Aus heutiger Sicht hatten wir in diesem Projekt enormes Glück mit dem Zeitplan. Die Integration war im Januar abgeschlossen. Die erste große Installation konnte noch vor der Krise komplett live geschaltet werden. Das wäre heute nicht mehr möglich. Eine weitere sehr umfassende Lösungs-Integration war in einem riesigen Warenlager und Distributionszentrum in Italien geplant. Diese Arbeit verzögert sich jetzt natürlich. Die Inbetriebnahme wird erfolgen, sobald die Krise sich abschwächt.

Befeuert die Covid-19 Krise Ihrer Meinung nach die Umsetzung von Automatisierungslösungen?

Das stimmt sicher grundsätzlich, aber nicht unmittelbar. Laufzeiten von Automatisierungsprojekten betragen im Schnitt drei bis sechs Monate. Wir dürfen auch nicht aus dem Blick verlieren, dass sich beispielsweise die Automobilbranche bereits vor der Krise in schwerem Fahrwasser bewegte. Elektrifizierung der Flotte, neue Logistikkonzepte, neue Produktionsstrategien und jetzt auch noch die heftige Pandemie. Um mit den Hauptherausforderungen umzugehen, werden Monate vergehen, bis die Strategien entwickelt sind und die Budgets investiert werden können. Erst danach kommt die Automatisierung auf breiter Front!

Wie global sind die Schwierigkeiten für die Produktionen?

Alles ist miteinander vernetzt. Bereits im Dezember 2019 und Januar 2020 verzögerten sich Lieferungen von Komponenten aus China. Das führte umgehend dazu, dass sich weitere Zwischen- und Endproduktionen auf anderen Kontinenten verzögern. So entstehen lokal neue Schwierigkeiten für Unternehmen.

Bedeutet das, dass regionale Supply Chains wieder wichtiger werden?

Nein, das denke ich nicht. Ob es sinnvoll ist, dass Komponenten rund um den Globus verschickt werden ist aus meiner persönlichen Sicht ökologisch durchaus fragwürdig. Aber die Möglichkeiten der günstigen Produktion in Asien werden höher bewertet als ökologische Fragestellungen. Das Niveau der globalen Supply Chain wird nach der Krise gehalten und eher nicht reduziert.

Ein anderes Bild ergibt sich bei der Auslagerung von Medikamentenproduktionen oder systemrelevanten Gütern wie Schutzausrüstungen. Das war sicherlich nicht sehr weitsichtig und da ist jetzt an erster Stelle die Politik gefragt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Bei der Industrie ist das anders. Da ist und bleibt der Kostenfaktor das entscheidende Maß.

Werden Unternehmen zukünftig wieder verstärkt in Deutschland produzieren?

Auch diesen Wandel sehe ich nicht. Endprodukte für den Konsumenten-Markt werden auch nach Corona weiterhin in Asien oder anderen Low-Cost-Regionen gefertigt. Diese Produktionen werden nicht in großem Maße nach Deutschland zurückkehren. Deutschland ist das Land der Maschinenhersteller – auch das wird sich kaum ändern. Für Kathrein Solutions stellt sich die Sache anders dar.

Einige unsere Marktbegleiter haben nur wenige Standard-Geräte und lassen dieses kostengünstig in Asien produzieren. Wir arbeiten mit über 20 verschiedenen Geräten und zahlreichen OEM-Varianten. Dafür ist eine hochflexible und effiziente Produktion in Deutschland sinnvoll und die erste Wahl.

Unsere Produkte

RRU 7700 Reader
ARU 3500 Antennen-Reader
RRU 4500-Reader
RRU 1400 RFID Reader
RAIN RFID-Antennen
ARU 2400 UHF-RFID-Reader
IoT-Suite CrossTalk
ARU 8500 RFID-Reader
K-RTLS
Michael Kaiser
Michael Kaiser
Director Product Management & Innovations
Stephanskirchen, Deutschland
Thomas Brunner
Thomas Brunner
Geschäftsführer
Stephanskirchen, Deutschland
Emre Gürbüz
Emre Gürbüz
Chief Sales Officer
Stephanskirchen, Deutschland
Christian Schnebinger
Christian Schnebinger
Head of Sales & Partner Management
Stephanskirchen, Deutschland
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