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Levis tagged 50 Millionen Artikel für globalen Fashion-Rollout

Bis 2021 werden 3.000 Levi's-Store mit UHF-RFID ausgerüstet.

Bis 2021 werden 3.000 Levi's-Store mit UHF-RFID ausgerüstet

Levi Strauss erfand 1870 die erste Arbeitshose für Cowboys, Goldsucher und Farmer in San Fransisco. Das Zeitalter der robusten Nietenhose aus Jeansstoff war eingeleitet. Die praktische und strapazierfähige Arbeitshose eroberte die Welt. Heute erreicht das Unternehmen erneut eine Vorreiterposition.

Die sagenhafte Summe von 50 Millionen Levi's- Produkten sind aktuell mit UHF-RFID-Labeln getaggt. Damit ist die Obergrenze noch lange nicht erreicht. Nächste Erfolgsmeldung: 50.000 Stores und Online-Shops vertreiben in 110 Ländern RFID-getaggte Produkte von Levi's. Der komplette Prozess basiert auf Source Tagging.

Stefan Otte, Vice President Global Real Estate & Partner Retail, Levis, im Interview mit RFID im Blick.

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Erhöhung der Bestandsgenauigkeit in 3.000 Levi's-Stores

In Nordamerika, Europa und Asien verkauft Levi's Artikel in 3.000 exklusiven Stores. Rund zwei Drittel dieser Stores werden von Franchise- Partnern betrieben. Der kleinere Teil der Stores wird direkt von Levi's gesteuert. Die Herausforderung, vor denen alle Stores gleichermaßen stehen, ist: Wie können Kunden immer exakt den Artikel finden, den sie suchen?

„Beim Blick auf das Jeans-Sortiment wird deutlich, wie umfangreich die Store-Bestückung ist. Neben einer Vielzahl an Schnitten gibt es diese in unterschiedlichen Farben und Waschungen sowie zahlreichen Längen-Weiten-Kombinationen. Im Durchschnitt haben Kunden die Auswahl aus 200 unterschiedlichen Optionen – 120 für Männer und 80 für Frauen“, gibt Stefan Otte einen Überblick.

Sucht ein Kunde ein bestimmtes Modell in seiner Größe, sollte diese Jeans optimalerweise im vorgesehenen Regal liegen. Die häufige Store-Realität: Entweder das gesuchte Modell liegt an einem anderen Ort oder wurde abverkauft, ohne dass ein Nachschubprozess angestoßen wurde.

Gründe für den globalen Rollout in 110 Ländern

Suchzeiten reduzieren den Umsatz, denn die Beratungszeiten des Kunden und der Verkauf von Waren minimieren sich. „Durch den Einsatz von RFID-Technologie werden Mitarbeiter zu digitalen Shopping-Experten und beraten den Kunden über Produkte, die sie selbst noch nicht in der Hand hatten“, fasst Stefan Otte die Gründe für den globalen Rollout zusammen. Nach einer intensiven Evaluierungsund Pilotierungsphase fiel die Entscheidung, eine RFID-basierte Lösung in allen 3.000 Levi's Stores zu integrieren. Heute erreicht die Bestandsgenauigkeit 98 Prozent.

Source Tagging von 50 Millionen Fashion-Artikeln pro Jahr

Levi's realisiert ein 100-prozentiges Source Tagging aller Artikel. Die RFID-Tags werden (noch) nicht für die Supply-Chain-Prozesse bis in die einzelnen Stores genutzt. Stefan Otte erläutert, weshalb das Source Tagging für Levi's dennoch die richtige Entscheidung ist. „Source Tagging ist für Levi's die kostengünstigste Option. Das Taggen im DC wäre kosten- und zeitaufwendiger.“

1,75 Millionen Euro für RFID-Tags

Rund 25 Millionen Teile verkauft Levi's über die eigenen Stores. Weitere 25 Millionen Artikel werden über 50.000 Verkaufsstellen – on- und offline – in 110 Ländern weltweit vertrieben. Die Kosten pro Tag: sieben Cent. Das Unternehmen investiert somit pro Jahr rund 1,75 Millionen Euro für RFID-Tags, die zur Hälfte nicht im Filial-Netzwerk von Levi's genutzt werden.

„In der Produktion werden alle Artikel mit RFID-Tags gekennzeichnet, obwohl deren RFID-Funktionalität später nicht genutzt wird. Das ist der einzige Weg, da die Trennung von Waren mit und ohne RFID-Chip im Prozess nicht effizient ist. Außerdem sind wir der Meinung, dass sich die Retail-Branche wandelt. Zukünftig werden immer mehr Multi-Brand- Retailer Waren mit RFID-Tags bevorzugen, da RFID-Tags die Prozesse im Store verbessern. Die Levi's-Tags können uneingeschränkt von jedem Händler genutzt werden“, unterstreicht Stefan Otte.

Rollout folgt einem Fünfjahresplan

Erste Tests mit der RFID-Technologie starteten bei Levi's bereits 2016. Nach der Evaluierung der Ergebnisse und Auswahl benötigter Hard- und Software konnte das Unternehmen den weltweiten Rollout 2018 beginnen. „Alle US-Stores sind bereits vollständig RFID-fähig. Die Einführung in allen europäischen Märkten ist derzeit im vollem Gange: In rund 500 von insgesamt 850 Filialen ist die Lösung bereits integriert."

Nach der Umsetzung in Europa, startet der Rollout in Asien. Der Rollout soll gemäß des Fünfjahresplanes bis Ende 2021 auf sämtliche 3.000 Filialen in den drei Levi's- Hauptmärkten – Nordamerika, Europa und Asien – abgeschlossen sein.

RFID-Integration führt zu 98 Prozent Bestandsgenauigkeit

Ein zu 100 Prozent getaggter Warenbestand ist die Basis für zahlreiche Prozessoptimierungen in den Stores. Eine Inventur auf dem gesamten Shopfloor mit einem RFID-Handheld dauert maximal 20 Minuten. „Der verkürzte Aufwand für eine komplette Inventur schafft die zeitliche Freiheit, zweimal am Tag eine 100-prozentige Bestandsaufnahme durchzuführen“, erläutert Stefan Otte und führt aus: „Für die Inventuren sind feste Routen durch jeden Store definiert. Eine kurzfristige und vergleichbare Dauer und Genauigkeit der Datenerfassung ist damit gewährleistet.“

Die erreichte Exaktheit der Inventuren liegt im Store-Durchschnitt bei über 98 Prozent. Erhobene Inventurdaten werden für automatisierte Floor Replenishment Reports eingesetzt. Die Reports stoßen unmittelbar den Nachschub fehlender Artikel aus dem Backstore an.

Technologien

Inventur in 20 Minuten mit RFID-Handhelds und Tablets

In der Pilotierungsphase in einem US-Store wurde die zu den Anforderungen von Levi's passende Hardwareauswahl getroffen. Neben den UHF-RFID-Labeln und den Handhelds sind Tablets der dritte Teil des Hardware- Paketes, das in jedem Store weltweit zum Einsatz kommt. Die Analyse der erfassten Inventurdaten erfolgt in jedem Levi's-Store mit einer Retail-spezifische Softwarelösung. Den physischen Rollout realisiert Levi's in Eigenregie und mit der Unterstützung eines externen Systemintegrationspartners.

Drei Technologie-Partner im globalen Rollout beteiligt

Avery Dennison liefert die vorkodierten Papier-Label direkt an die Hersteller von Levi's-Produkten. Detego zeigt sich verantwortlich für die in den Stores und auf den Handhelds und Tablets eingesetzte Software. Als Software-Anwendungslieferant unterstützt Detego die Umsetzung und Einbindung zusätzlicher Features, die im weiteren Verlauf des Rollouts eingeplant sind. Von Zebra Technologies bezieht Levi's die Handhelds zur Erfassung getaggter Produkte in den Stores. Die Kommunikation mit Kunden und das Abfragen von Beständen erfolgt über iPads von Apple.

Strategien

Inventurlücken effektiv verhindern, Kunden digital beraten

„Die Steigerung der Bestandsgenauigkeit auf nahezu 100 Prozent eröffnet neue Potenziale im Verkauf“, unterstreicht Stefan Otte. Mitarbeiter erhalten durch die täglichen Inventuren nahezu in Echtzeit einen exakten Einblick in die Bestände. Kundenwünsche werden umgehend erfüllt.

„Sollte ein Artikel absolut nicht im Store verfügbar sein, können Verkäufer die iPads zur direkten Interaktion mit den Kunden einsetzen. Entweder, es werden Alternativen – vergleichbare Schnitte oder Waschungen – präsentiert, oder Bestände in anderen Filialen werden abgefragt. Zustellungen direkt zum Kunden nach Hause oder in den favorisierten Store werden in Zukunft reibungslos möglich sein“, unterstreicht Stefan Otte. Diese Features sind Teil des von Levi's geplanten Associated Ordering System (AOS).

Fünf Prozent Umsatzsteigerung dank RFID

Die Zielsetzung, jedem Kunden das gewünschte Produkt verkaufen zu können, wird mit RFID maßgeblich unterstützt. Die Kundenzufriedenheit sorgt für eine positive Wahrnehmung des Einkaufserlebnisses. Das steigert nachweislich den Umsatz: „Stores, in denen die RFIDApplikation bereits vollumfänglich in Betrieb ist, verzeichnen im Schnitt ein Umsatzplus von fünf Prozent“, berichtet Stefan Otte.

Ein zusätzliches Einsparpotenzial sieht Stefan Otte in der Weiterentwicklung der Technologie: „Aktuell nutzen wir ein Physical Shielding zwischen Front- und Backstore, damit Bestände exakt getrennt sind. Sobald wir ein auf Geolokalisation und Algorithmen basierendes Virtual Shielding umsteigen können, entfallen die baulichen Maßnahmen.“

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Company Snapshot

1853 gründete Levi Strauss in San Francisco einen Handel für Stoffe und Kurzwaren, der später als Levi Strauss & Co. bekannt wurde. Strauss erkannte einen Bedarf an robusten Arbeitshosen. So kreierten er und Jacob Davis, ein Schneider, die erste Jeans. Im Jahr 1873 erhielten sie ein US-Patent für „Taillen-Overalls" mit Metallnieten an den Belastungspunkten. Die erste Produktlinie 1890 erhielt die Chargennummer „501".

Heute ist Levi's eines der größten Markenbekleidungsunternehmen der Welt und weltweit bekannt für Jeans-Fashion. Die Nettoumsätze 2018: 5,6 Milliarden Dollar. 14.400 Mitarbeiter beschäftigt Levi's weltweit. Levi's Produkte werden heute in über 50.000 Einzelhandelsstandorten in 110 Ländern und online verkauft.

Stefan Otte

startete bei Levi Strauss & Co. 1996 als Senior Financial Analyst. In verschiedenen Positionen im Unternehmen hat er unter anderem das Wachstum und die Optimierung von über 1.800 Franchise-Stores weltweit mit verantwortet. Sein Fokus: Expansionen im Einzel- und Großhandel, Strategieentwicklung und Finanzplanung.

Anja Van Bocxlaer
Anja Van Bocxlaer
Chefredakteurin und Konferenzmanagerin
Lüneburg, Deutschland
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