H&M

3D Avatare unterstützen H&M Kunden

Den stationären Handel attraktiv halten: Der Avatar als Schnittstelle zwischen online und offline.

Eine digitale Ankleidekabine

Bekleidung am eigenen, digitalen Avatar testen

Der Fashion-Sektor hatte schon immer eine eigene Dynamik: Um am Puls der Zeit zu bleiben, werden, immer unabhängiger von den früheren Haupteinflussfaktoren – beispielsweise den Jahreszeiten – in kurzen Abständen neue Kollektionen auf den Markt gebracht. Lange Produktions- und Lieferzeiten stehen den Anforderungen nach schneller Verfügbarkeit gegenüber. Parallel dazu gerät der stationäre Handel durch den rasant wachsenden Online-Handel zunehmend unter Druck.

Welche Lösungen schaffen Entspannung?

Florian Kette, NeXR Technologies und Oliver Lange, H&Mbeyond. im interview mit RFID im Blick.

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Haben physische Ladengeschäfte eine Zukunft?

Wie können Modehäuser wie H&M diese Trends aufnehmen, und der Abwärtsspirale entgegensteuern. Mit dem H&M Lab und H&Mbeyond. hat der schwedische Modekonzern in Deutschland, dem umsatzstärksten Markt von H&M, gleich zwei Initiativen gestartet, um neue Wege zu finden, den Herausforderungen zu begegnen. Im agilen und kreativen Umfeld arbeitet der Leiter beider Initiativen, Oliver Lange, gemeinsam mit seinem Team an der Zukunft des Modehauses.

H&M setzt dabei insbesondere auf Kooperation mit innovativen Startups wie NeXR Technologies. Auf die Frage, wer das Rennen am Ende gewinnen wird, das Online- oder das Offline-Shopping?, ist die Antwort von Oliver Lange und Florian Kette eine ganz andere:

"Die Antwort lautet: weder noch. Vielmehr geht es darum, die digtale mit der physischen Welt auf verschiedene Weisen zu vernetzen. Fashion ist nicht nur etwas optisches sondern immer auch etwas haptisches. Deswegen wird der physische Kontakt im Modebereich immer eine große Rolle einnehmen. Diese jedoch bestmöglich in ein digitales Umfeld zu integrieren, das ist ein wichtige, wenn nicht sogar überlebenswichtige, Aufgabe für die Entwicklung des Handels heute und in Zukunft."

H&M hat die Lernkurve angenommen

Einkaufen soll einfach, entspannt und anregend sein. „An diesem Punkt muss der Offline-Handel vom Online-Handel lernen. An dieser notwendigen Lernkurve führt absolut kein Weg vorbei. 3D-Avatare können zu einer wichtigen Schnittstelle werden, um ein umgehendes Feedback von Kundenseite zu erhalten, welche Produkte und Services funktionieren, und welche nicht“, unterstreicht Oliver Lange.

Weniger Retouren: Optimiertes Produktangebot

Der Avatar als Schnittstelle zwischen online und offline

„Brauchen wir eigentlich noch einen physischen Store in der Zukunft? Das ist die mit Abstand am häufigsten gestellte Frage heute. Als jemand, der seine ganze Kreativität, Ideen und Zeit dem Fashion-Handel der Zukunft widmet, kann ich klar sagen: Ja, physische Stores haben auch in Zukunft einen festen Platz im Einkaufsökosystem. Denn physische Stores können Werte kreieren, die nur durch ‚das Echte‘ erlebbar werden. Neben dem Anfassen und Anprobieren gehört die Beratungen und das Gespräch über Modetrends genauso dazu wie das gesamte Feeling, im Store zu sein.“

„Dort die Möglichkeit zu haben, alle Teile in die Hand nehmen zu können, ohne online eine Auswahl treffen zu müssen und dann einen oder sogar mehrere Tage, um einen Bruchteil einer Kollektion in den Händen zu halten. Stores werden zukünftig verstärkt als Showrooms von Händlern und Marken genutzt, beispielsweise, um besondere Kollektionen nur dort und nicht woanders erlebbar zu machen. Der physische Store wird die Brücke bleiben, über die Brands auf Kunden zugehen können, wie es in einer rein digitalen Welt nicht in der Vielschichtigkeit realisierbar wäre“, führt Oliver Lange aus.

Das Zusammenspiel von Avatar und App ab Sommer 2021

Ab Sommer 2021 sollen die ersten 3D-Scanner von NeXR Technologies in ausgewählten H&M-Filialen intstalliert werden. Die Nutzung, so Florian Kette, ist für Kunden so einfach wie möglich gestaltet. "Der gesamte Vorgang nimmt nur wenige Minuten in Anspruch. Nachdem ein Kunde den Scanner betreten hat, wird er über ein speziell entwickeltes User Interface auf einem Touchdisplay durch die notwendigen Schritte, einschließlich sämtlicher Datenschutzaspekte, geführt. Nach dem Start der Erfassung, die weniger als fünf Sekunden dauert, findet eine vollautomatisierte Bildverarbeitung statt, die zu einem animierbaren 3D-Avatar führt. Manuelle Bearbeitungsschritte durch 3D-Artists entfallen.“

Weniger Retouren und optimiertes Produktangebot

Mit der virtuellen Ankleidekabine verfolgt H&M zahlreiche Ziele. Eines davon ist die Reduzierung von Retouren. Wird ein 3D-Avatar genutzt, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die ausgesuchten Artikel auch in der Realität passen und gefallen. Transportwege für Retouren können minimiert werden.

Ein zweiter Benefit für H&M, so Oliver Lange, entsteht durch mehr Wissen über die Kunden: „Wenn Kunden anonym Bekleidung anprobieren möchten, ist das problemlos möglich. Aber wenn sie ihre Daten mit uns teilen, entsteht ein großer Mehrwert. Wir als H&M hätten erstmals die Möglichkeit zu erfahren, was Online-Kunden anprobieren und warum Kunden welche Größe gekauft haben und gegebenenfalls auch zu erkennen, welche Größen, beispielsweise Zwischengrößen, fehlen."

Features der 3D-Avatar-Lösung

  • Fotogrammetrie und Tiefensensorik:
    Insgesamt mehr als 130 integrierte Sensoren und Kameras erfassen in wenigen Sekunden jedes noch so kleine Detail der Person, die sich im Scanner befindet.
  • Persönlicher 3D-Avatar - animiert und sofort verfügbar:
    Nach der Erfassung im Scanner vergehen nur wenige Minuten, bis ein animierter, 3D-Avatar in einer App zur Verfügung steht. Kunden können jederzeit einen neuen Avatar von sich anfertigen lassen.
  • Datenschutz im Fokus:
    Kunden behalten jederzeit die volle Kontrolle über ihre sensiblen Daten. Alle gespeicherten Daten sind ausschließlich vom Kunden einsehbar und vollständig löschbar.
  • Platzsparend:
    Jeder Quadratmeter Ladenfläche ist kostspielig. Der 3D-Scanner baut auf der geringstmöglichen Grundfläche auf.

Quelle: RFID im Blick: Ausgabe 01-2021

Vortrag von Florian Kette und Oliver Lange auf dem Think WIOT Day Retail 2021

Die Vorträge vom 17. Februar auf dem Think WIOT Day "Knowledge for Retailers" finden Sie in voller Länge hier.

Anja Van Bocxlaer
Anja Van Bocxlaer
Chefredakteurin und Konferenzmanagerin
Lüneburg, Deutschland
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