Neues visuelles Kommissionierverfahren auf Basis passiver RFID-Tags!
In manuellen Kommissioniersystemen werden zur Unterstützung der Kommissionierer und zur Steigerung der Leistung oftmals Pick-by-Light-Systeme eingesetzt. Durch die visuelle Anzeige des Entnahmefachs und der Entnahmemenge kann eine hohe Kommissionierleistung bei geringen Fehlerraten erreicht werden. Der Schwachpunkt solcher Systeme sind die hohen Kosten und die niedrige Flexibilität aufgrund der leitungsgebundenen Montage an jedem Lagerfach.
Das Projekt Pick-by-Tag hat die Entwicklung eines neuen Kommissioniersystems zum Ziel, das auf Fachanzeigen ohne eigene Energieversorgung basiert, die über RFID-Tags aktiviert werden.
FIS initiiert Forschungsprojekt
Das Projekt, das im Juli 2019 startete, befasst sich mit der Entwicklung eines Kommissionier-Systems für manuelle Lager. Das System führt den Kommissionierer mittels RFID-Tags und LEDs an den Lager-Regalen durch das Lager. Ziel ist es, die Kommissionier-Leistung zu steigern und den Installationsaufwand sowie die laufenden Kosten gering zu halten. Als Mitglied im Projektbegleitenden Ausschuss (PA) bringt FIS langjähriges Know-how für die Software-Entwicklung und -Integration mit.
RFID plus LED
Das neue Pick-by-Tag Verfahren orientiert sich an der bereits bekannten Pick-by-Light-Methodik. Das Szenario: RFID-Tags mit LED-Leuchten sind an den Lagerfächern angebracht. Die passiven RFID-Transponder (ohne eigene Energiequelle) werden durch ein drahtloses Signal des RFID-Lesegeräts aktiviert. Dieses Lesegerät befindet sich beispielsweise an einem mobilen Datenterminal (MDT) oder Kommissionierwagen.
Das ausgesendete Signal aktiviert alle auftragsrelevanten Fachanzeigen und die daran angebrachten LED-Leuchten blinken auf. Der Lagerarbeiter erkennt, aus welchem Regal Ware zu entnehmen ist. Da die Fächer und Waren nicht mehr gescannt werden müssen, hat er beide Hände für die Entnahme frei.
Schwachstellen beseitigt
Die Schwächen des bisher genutzten Pick-by-Light, wie beispielsweise die hohen Investitionskosten der Technik sowie eine geringe Flexibilität im Hinblick auf Lagerumstrukturierungen, werden durch das kostengünstige RFID-System umgangen. Vorteile, wie die höhere Pick-Geschwindigkeit und eine geringere Fehlerrate in der Kommissionierung, werden voll ausgenutzt.
Die RFID-Tags – ob passiv oder batteriebetrieben – sollen zudem die Kosten für Anschaffung, Installation und Wartung des drahtlosen Systems deutlich senken. Ein Teilziel des Projekts ist es, die Anschaffungskosten des Systems bei einer Installation an 1.000 Lagerfächern unter 30 Euro pro Fach zu halten. Dieses Szenario ist besonders für kleine und mittelständische Unternehmen interessant, für die andere Pick-Systeme zu kostspielig sind.
Projektende: Juni 2021
Systemseitige Anforderungen, wie die Anbindung der Steuerungssoftware "Pick-by-Tag" an das Lagerverwaltungssystem sowie die Entwicklung einer bedienungsfreundlichen Frontend-Oberfläche, werden von den IT-Experten der Forschungs- und Projektpartner und FIS entwickelt. Weitere Arbeitspakete befinden sich in der Umsetzung. Das Projekt-Ende ist für Juni 2021 geplant.
Matthias Hübner, Head of Warehouse & Transport Solutions bei FIS, zum Projekt: "Wir freuen uns sehr, dass unsere Projektidee beim Fraunhofer IIS auf Interesse gestoßen ist und das Vorhaben durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) sowie die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigung (AiF) gefördert wird."
Praxistests sichern anwendungsorientierte Entwicklung
Durch die Besetzung des projektbegleitenden Ausschusses mit Produktionsunternehmen und Lösungsanbietern soll eine anwendungsorientierte Entwicklung sichergestellt werden. Ergänzend hierzu werden Experteninterviews durchgeführt, um insbesondere die spezifischen Anforderungen der KMUs zu berücksichtigen. Als Ergebnis werden abgeleitete Anforderungen an das neue System um weitere Anforderungen aus Normen und Richtlinien ergänzt und einem Anforderungskatalog zusammengefasst.
Das zu entwickelnde Lösungskonzept umfasst Standardkomponenten auf RFID-Basis und wird in einem Feldtests bei den industriellen Anwendungspartnern innerhalb des Kommissionier Prozess evaluiert werden. Hierbei fließen nicht nur objektiv messbare Kriterien wie zum Beispiel die Fehlerquote in die Bewertung mit ein, sondern auch subjektive Kriterien wie die Akzeptanz des Systems durch den Mitarbeiter.
Projektpartner sind: TU München – Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik, Fraunhofer IIS – Arbeitsgruppe für Supply Chain Services, Fraunhofer IIS - Lokalisierung & Vernetzung
Dem projektbegleitender Ausschuss gehören an: CIM GmbH, Elabo GmbH, FIS GmbH, KBS Industrieelektronik GmbH, Siemens AG