5G für das IoT

5G Leittechnologie für Automotive

Wie wird der neue Funkstandard 5G die industrielle Produktion und das autonome Fahren beeinflussen? Was kann 5G und wo liegen die Grenzen des flächendeckenden Ausbaus?

Pilotprojekte bei der Deutschen Telekom!

Automotive-OEMs haben einen hohen Bedarf an Campus-Netzen, insbesondere um autonomes Fahren auch auf ihren Firmengeländen zu ermöglichen.

Bei Osram in Schwabmünchen fahren heute bereits fahrerlose Transportsysteme gesteuert via Campus-Netz. Im Dekra Technology Center am Lausitzring finden Zulassungstests für Automobilhersteller statt.

Das europaweit größte unabhängige Testgebiet für vernetztes und automatisiertes Fahren in Europa verfügt über eine Fläche von rund 90 Fußballfeldern. Zum Testen sämtlicher für das vernetzte Fahren notwendiger Kommunikations-, Sensorik- und Navigationssysteme kooperiert die Dekra mit der Telekom beim Ausbau der Test- und Rennstrecke zu einem 5G-Testfeld.

Dennis Nikles, Leiter M2M/IoT Vertrieb, Deutsche Telekom, im Interview mit Anja Van Bocxlaer, Chefredakteurin RFID im Blick.

Herr Nikles, wie wird der neue Funkstandard die industrielle Fertigung verändern?

Dennis Nikles: 5G macht die Kommunikation effektiver und vernetzt mehr Maschinen mit größeren Bandbreiten und geringerer Latenzzeit. Dadurch werden noch effizientere Use Cases realisierbar. Große Datenmengen, produziert von Maschinen, ermöglichen eine noch schnellere Zustandsüberwachung. Die Latenzzeit beträgt nur noch wenige Millisekunden. Das erzeugt eine effiziente Prozessqualität.

Welche Lösungen sehen Sie für Industriegebäude, die nicht optimal mit 5G abgedeckt sind?

Das ist eine sehr gute Frage, denn gerade bei IoT-Use-Cases im industriellen Bereich ist eine flächendeckende, aber auch in Gebäuden verfügbare Konnektivität Voraussetzung. Das Stichwort hier ist „Deep Inhouse Coverage“. Hier sehen wir NB-IoT als Bestandteil unserer 5G-Portfolio- Strategie als optimale Lösung an.

Ende 2019 wird übrigens das NB-IoT der Deutschen Telekom flächendeckend in Deutschland verfügbar sein.

Die kommende Generation des Mobilfunknetzes soll neue Business Cases in der Automobilindustrie erzeugen. Für die Trends – digitale Fabrik und Elektrofahrzeugbau – ist 5G der funktechnische Mindeststandard. Wie bewertet die Deutsche Telekom Entwicklungen und Anforderungen?

Auf jeden Fall positiv. Wir planen, bei der Auktion der Bundesnetzagentur Frequenzblöcke zu erwerben, um die Lizenz zum 5G-Betrieb zu erhalten. Bereits heute unterstützt die Deutsche Telekom Unternehmen aktiv bei der Digitalisierung der Geschäftsprozesse und der Vernetzung von Maschinen. Dazu zählen vor allem Lösungen wie 'Predictive Maintenance' oder Konzepte wie 'Smart Monitoring'. Beide stellen echte Mehrwerte für Unternehmen dar.

...und welche Einflüsse sehen Sie auf das Thema 'Elektrofahrzeugbau' ?

Das Thema Elektrofahrzeugindustrie ist grundsätzlich nicht stärker von 5G beeinflusst als andere Industriezweige. Ich sehe 5G unabhängig vom zu produzierenden Produkt. Die Vorteile von 5G gelten für sämtliche industriellen Fertigungen, unabhängig davon, ob das Fahrzeug per Elektro- oder Verbrennungsmotor angetrieben wird.

Und welche Bedeutsamkeit von 5G für das autonome Fahren sehen Sie?

Wir sind der Überzeugung, dass autonomes Fahren nicht allein abhängig sein wird von einem flächendeckenden 5G-Netz. Hier spielen andere Konzepte wie Car-to-Car-Kommunikation oder C-V2X-Kommunikation eine mindestens genauso große Rolle. Gemeinsam planen wir mit unserem Partner Dekra am Lausitzring, dem größten unabhängigen Zentrum in Europa für automatisiertes und vernetztes Fahren, ein Testfeld auf der Grundlage verschiedener Technologien.

Campus-Lösungen mit einer 5G-Netzabdeckung sind ein aktueller Trend. Automobilkonzerne planen eigene Funknetze. Warum ist das der Fall?

Sie sprechen damit Campus-Netze als ein strategisches Schlüsselthema an. Lassen Sie mich dazu ein Beispiel anführen. Wir haben mit Osram in Schwabmünchen ein Campus-Netz im Betrieb.

Die Vorteile sind eindeutig: Der Kunde erhält von uns ein dediziertes, privates Netz auf seinem Fertigungsgelände mit einer definierten Qualität hinsichtlich Bandbreite, Latenz und Verfügbarkeit. Diese Parameter sind garantiert. Das private Netz bezieht seine Ressourcen aus dem öffentlichen Mobilfunknetz, steht aber nicht im Wettbewerb zum öffentlichen Netz. Das nennen wir „Dual Slice“-Konzept.

Ein weiterer Proof of Concept ist derzeit mit ZF Friedrichshafen in der Vorbereitung.

Dennoch planen Automobilhersteller eigenen Funknetze. Welche Ziele verfolgen die OEMs damit? Welche Standpunkt vertreten Sie dazu?

Ja, das ist richtig. Zur Erklärung gebe ich einen Einblick in die Frequenzbandvergabe der Bundesnetzagentur.

Zwei Wege der Vergabe werden realisiert: Erstens die Versteigerung der Frequenzblöcke im Bereich 3,4 - 3,7 Gigahertz. Diese Frequenzen werden durch die Mobilfunkbetreiber zukünftig deutschlandweit für die Mobilfunknetze genutzt. Im zweiten Fall wird das Frequenzband 3,7 - 3,8 Gigahertz für Industrie-Anwendungen, wie zum Beispiel Campusnetze, zur rein lokalen Nutzung vergeben.

Dies findet im Rahmen eines Vergabeverfahrens der Bundesnetzagentur statt. Da die OEMs sowie auch andere Industrieunternehmen auf ihren Firmengeländen Prozesse betreiben und diese Entwicklung auch noch erweitern werden, ist der Bedarf an 5G-Funknetzen sehr hoch. Das führt natürlich dazu, dass Industrieunternehmen sich an der Frequenzvergabe beteiligen und eigene Netze aufbauen wollen.

Wo liegt dann die Funktion und Aufgabe der Deutschen Telekom?

Das ist ganz einfach. Der Erwerb der Lizenz bedeutet nicht, dass die Unternehmen alle Komponenten der notwendigen Infrastruktur eigenständig installieren oder integrieren.

Die Unternehmen greifen auf unsere Services zurück. Wir bieten für privat betriebene Funknetze 'Managed Services' an. Zusätzlich bauen wir aber auch Campus- Netze in Kooperation mit Unternehmen – wie beispielsweise Osram – auf.

Insgesamt wird ein Mix aus 'Managed Services' und Campus-Lösungen Realität werden. Daher sehe ich auch keine Konkurrenz in privaten Funknetzbetreibern.

Zum Schluss die Fragen nach der Abdeckung. Die Bundesregierung verspricht Deutschland zum Leitmarkt für 5G zu entwickeln. Welche Position vertreten Sie zum flächendeckenden Ausbau von 5G?

Politisch unterstützen wir die Bundesregierung bei der 5G-Initiative und der Zielsetzung einer hohen Abdeckung.

Allerdings kann und wird das nicht flächendeckend sein.

Flächendeckend würde bedeuten, dass die Funkmasten nur wenige 100 Meter auseinander stünden, denn physikalisch erklärt bedeutet die hohe Frequenz und damit niedrige Wellenlänge kurze Reichweiten. Bei einem flächendeckenden 5G-Ausbau müssten mehrere 100.000 Funkantennen errichtet und Milliardeninvestitionen getätigt werden. Die Deutsche Telekom spricht daher von einem bedarfsgerechten Ausbau.

Anja Van Bocxlaer
Anja Van Bocxlaer
Chefredakteurin und Konferenzmanagerin
Lüneburg, Deutschland
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