Wäscherei Sicking

Ineffiziente Prozesse mit RFID und IT in die Mangel genommen

RFID und in-house entwickelte Software

440.000 getaggte Wäschestücke werden mit RFID und in-house entwickelter Software gesteuert!

Die Wäscherei Sicking in Münster hat ein eigenes System entwickelt und integriert, um Wäschereiprozesse mit HF- und UHF-RFID-Technologie transparent zu steuern und Wäschestücke exakt zu lokalisieren. Eine in-house programmierte Software verarbeitet und analysiert alle erfassten RFID-Daten.

Die Benefits: manuelle Fehler werden minimiert, die Maschinenauslastung optimiert und Transparenz gesteigert. Zusätzlich erhalten Kunden Einsicht in Live-Daten über ein Webportal. Der nächste Schritt: die Installation einer vollautomatischen Sortieranlage, die sich aktuell im Aufbau befindet.

Alexander Wildschütz, Geschäftsführer Wäscherei Sicking im Interview mit RFID im Blick.

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Familienunternehmen in 4. Generation

Das Geschwisterpaar Moritz und Alexander Wildschütz führt die in Münster ansässige Wäscherei Sicking bereits in der vierten Generation. Das Familienunternehmen ist Teil des Servitex Verbunds und beschäftigt 60 Mitarbeiter. Zum Fuhrpark zählen insgesamt acht Lkw, die Kunden im Umkreis bis zu 150 Kilometern mit Wäsche versorgen. Täglich werden rund zwölf Tonnen Wäsche verarbeitet.

HF-RFID-Integration zum Start

„Auslöser für den Einsatz von RFID-Technologie war die notwendige Optimierung der Prozesssteuerung im Bereich der Berufsbekleidung. Ursprünglich war unser Unternehmen vorwiegend im Bereich Hotellerie und Gastronomie vertreten. Die Anforderungen der Kunden waren die Einkleidung mit Sortierung nach Mitarbeitern und die exakte Nachvollziehbarkeit“, führt Alexander Wildschütz die Anfänge der Lösungsintegration aus. Um diese Notwendigkeiten zu erfüllen, setzte sich die Wäscherei Sicking zum Ziel ein eigenes System zu konzipieren.

440.000 getaggte Wäschestücke im Umlauf

Die Wäscherei Sicking patcht kontinuierlich Wäschestücke mit RFID-Transpondern und ermöglicht so ein Tracking & Tracing via Webportal für Kunden. Zusatzservices inkludieren die Sortierung vor Ort und umfassende Kontrollen der Textilien je nach Kundenanforderung, beispielsweise das Überprüfen von Reflexstreifen auf Sicherheitsbekleidung. Alle Kontrolldaten werden im System hinterlegt. Somit ist nachvollziehbar wann welche Überprüfung durchgeführt wurde. „Insgesamt sind 60 Prozent der Wäsche, die wir bearbeiten aus der Hotellerie und Gastronomie. Knapp 30 Prozent entfallen auf Berufskleidung und die restlichen 10 Prozent auf Pflegeeinrichtungen“, so Wildschütz.

Über 90 Prozent der Berufsbekleidung ist bereits getaggt, das entspricht einer Gesamtmenge von circa 190.000 Einzelteilen. 30 Prozent der Flachwäsche ist ebenfalls mit einem RFID-Chip ausgestattet, das entspricht rund 250.000 Teilen. Kundeneigene Textilien können ebenfalls durch die Wäscherei getaggt werden, um auch diesen Kunden die gleichen Services über transparente Prozesse zur Verfügung zu stellen. Aufgrund des Tragekomforts sind Bewohnerwäschen komplett von der RFID-Erfassung ausgenommen. Diese werde weiterhin mit Datamatrixcodes gekennzeichnet.

HF-RFID zum Start – seit 2019 UHF-RFID

Die Technologieintegration erfolgte 2012 mit HF-RFID.

„Für den Wäschereisektor war HF-RFID vor acht Jahren State of the Art. Die Erfassung von UHF-RFID-Transpondern ließ sich damals im herausfordernden Umfeld der Wäscherei über die verfügbaren Antennen noch nicht mit vergleichbarerer Exaktheit steuern“, erklärt Wildschütz.

Anfang 2019 stellte Sicking dann um auf UHF-RFID. Alle neuen Textilien werden heute direkt mit UHF-Transpondern gepatcht, beispielsweise sobald Wäschestücke ausgetauscht werden. Bis zur vollständigen Umstellung bleiben UHF- und HF-Reader parallel im Einsatz.

Gesamte IT-Entwicklung erfolgt in-house

„Um mit den RFID-Daten in allen unseren Prozessen zu arbeiten, haben wir hausintern eine Software entwickelt. Darauf aufbauend wurde eine eigene IT-Firma ‚TotalTex‘ als Tochterunternehmen der Wäscherei gegründet. Diese vertreibt die Softwarelösung ‚DigiTex‘ im gesamten Wäschereisektor“, berichtet Wildschütz und führt aus: „Als Informatiker und Programmierer habe ich das Potenzial einer eigenen Software erkannt. Als die Anforderungen an die IT-Struktur in der Wäscherei zunahm, haben wir einen Programmierer eingestellt und das Projekt begonnen, was dann in der ‚DigiTex‘-Lösung aufging.“

Die Softwarelösung deckt die Bereiche Warenwirtschaft, Produktion und Logistik ab. Die Hardware, RFID-Reader, -Antennen und -Transponder werden von externen Partnern bezogen.

Vollautomatische Sortieranlage befindet sich im Aufbau

Alle Wäscheteile werden beim Warenein- und -ausgang erfasst. Berufsbekleidungsteile werden einzeln über in den Sortiertischen integrierte Antennen gezogen und einsortiert. Ein Display über dem Tisch informiert den Mitarbeiter, welches Waschprogramm gewählt werden muss. Sonderartikel von verschiedenen Kunden können zusammen bearbeitet werden. Aktuell wird eine vollautomatische Sortieranlage aufgebaut, die Wäscheteile per RFID erfasst und nach 20 vorprogrammierten Kriterien automatisch sortiert und zusammenführt.

Die erfassten Daten der RFID-Tags geben an, ob die Wäsche nach Mitarbeiter, nach Größe oder nach Abteilung für den Warenausgang sortiert wird – je nach Anforderung des Kunden. Abschließend wird die gereinigte Wäsche mit einer Banderole versehen, die den Lieferfahrer informiert, wohin die Ware transportiert werden muss.

UHF-getaggte Container für Flachwäsche

Die Flachwäsche wird in ganzen Containern – in UHF-getaggten Boxen – erfasst. Alle Container werden im Warenein- und Ausgang gelesen. „Die Daten werden genutzt, um unsere Prozesse optimal zu steuern und zu planen. Somit können der Verbleib jedes einzelnen Wäschestücks dokumentiert und Fremdkörper schnell und zuverlässig erkannt werden. Waschzyklen können transparent eingesehen werden. Zusätzlich werden dem Kunden umfassende Daten zu Umlaufmengen und Haltbarkeit der Textilien bereitgestellt“, so Wildschütz.

Live-Daten via Webportal

„Wir stellen Kunden den Zugang zu einem umfassenden Webportal zur Verfügung, in dem die Prozessdaten zu jedem Einzelteil live abrufbar sind. Dazu zählt die Lokalisierung der Wäschestücke sowie die Anzahl der Reinigungszyklen. Auch werden Stammdaten der Mitarbeiter, der Abteilungen und der Schrankverwaltung aufgelistet. Das bietet dem Kunden die Möglichkeit neue Mitarbeiter eigenständig via Webportal zu registrieren und – von uns bereits getaggte Kleidung – aus dem Pool zur Verfügung zu stellen.

Der Aufwand für Neubestellung von Berufsbekleidung für neue Mitarbeiter seitens des Kunden entfällt. Textilien aus dem Kundenlager können so bestimmten Personen zugeordnet werden“, erklärt Wildschütz. Über das Webportal können Kunden zusätzlich eigenständig Auswertungen zu Kosten, Abteilungen und Mitarbeitern vornehmen.

Umfassendes Textil-Controlling primärer Benefit

„Der Hauptvorteil ist die hohe Datentransparenz jedes einzelnen Wäschestücks, sowie die exakte Zuordnung zu Kostenstellen und Abteilungen. Diese Transparenz gewinnt zunehmend an Bedeutung und wird von Kundenseite eingefordert. Die Wäscherei profitiert von der optimierten Logistik, da Vorsortierung und Warenaussteuerung zeitoptimiert und nahezu fehlerfrei erfolgen. Es entstehen weniger Reibungspunkte zwischen Kunden und Dienstleistern, da das Misshandling reduziert und Ersatzfahrten vermieden werden. Die Sicherheit in Bezug auf Fremdteile ist enorm wichtig, mit RFID werden manuelle Fehler und falsche Zulieferung eliminiert“, so Wildschütz.

Die Folge: effizientere und sicherere Prozesse. „Die Datenlage gewährleistet Warenschwund exakt zu lokalisieren und Inventurvorgänge werden vereinfacht. Insbesondere im Bereich der Berufsbekleidung ergeben sich Wettbewerbsvorteile – die auch eine erhöhte Werbewirksamkeit bieten – gegenüber Wäschereien, die ohne RFID-Technologie arbeiten“, unterstreicht der Wäschereigeschäftsführer.

Quelle: RFID im Blick, Spezialausgabe Wäscherei 2020

Anja Van Bocxlaer
Anja Van Bocxlaer
Chefredakteurin und Konferenzmanagerin
Lüneburg, Deutschland
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