1. Frau Rainer, was macht das RFID Poolsystem für Kosmetikflaschen so besonders?
Der Gesetzgeber stellt hohe Anforderungen an die Kosmetikbranche, welche den Einsatz von Self-Service Systemen am Point-of-Sales erschweren. Dazu gehören zum Beispiel strenge Richtlinien zur Produktkennzeichnung wie Haltbarkeitsdatum, die Angabe der Inhaltsstoffe oder die exakte Einhaltung der Füllmenge.
Aus diesem Grund setzen Kosmetikhersteller häufig Plastikverpackungen ein. Der Abfüllautomat hingegen verursacht keinen Verpackungsmüll, erfüllt trotzdem alle Regularien und bietet darüber hinaus eine innovative Customer Journey.
2. Stichwort Regularien: Welche Voraussetzungen muss der Abfüllautomat am Point-of-Sales erfüllen?
Die Lösung muss sicherstellen,, dass das gewünschte Produkt das gesamte Volumen der Flasche einnimmt. Darüber hinaus muss die Flasche sauber sein und der Abfüllprozess hygienisch ablaufen. Die Automatisierung bietet dabei klare Vorteile. Der Automat wiegt die Flaschen vor und nach der Abfüllung, da diese keinen Eichstrich haben.
Die Füllmenge ist vordefiniert, Abweichungen sind unmöglich.
3. Welche Rolle spielt die RFID-Technologie für die Lösung?
Die RFID-Technologie ist essentiell. Ohne Erfassung eines RFID-Tags auf der Leseplatte wird das Kosmetikprodukt nicht abgefüllt. Die einzigartige Identifikation jeder Flasche gewährt außerdem Einblicke in das Konsumentenverhalten. Das System erfasst, welche Flasche wie oft mit welchem Produkt nachgefüllt wird. Darüber hinaus können Kunden entscheiden, ob sie weitere Daten angeben möchten.
Es entsteht eine direkte Verbindung zum Kunden im Einzelhandelsgeschäft. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Individualisierung des Angebots und Customer-Loyalty Programme – zurzeit noch via E-Mail, aber in Zukunft über eine App. Darüber hinaus wurden HF-Transponder ausgewählt, um zukünftig auch die Tags für die Kommunikation mit den Verbrauchern einzusetzen.
4. Wie reagieren die Kunden auf das System?
Manche Kunden waren zu Anfang skeptisch. Das System unterscheidet sich von dem, was Verbraucher beispielsweise vom Flaschenpfand im Supermarkt gewöhnt sind. Inzwischen hat sich das Konzept bewährt. Im Markt in Saarbrücken ist die Lösung seit etwa einem Jahr im Einsatz. Die Kunden sind von der Einfachheit begeistert, und von der Nachhaltigkeit. Die Flasche selbst ist ein Asset. Sie besteht aus hochwertigem Edelstahl, sieht ansprechend aus und ist zu einhundert Prozent recycelbar. Die Lösung macht es den Kunden leicht, im Alltag nachhaltig zu handeln.
5. Wie haben Sie den Automaten für den Einsatz am Point-of-Sales angepasst?
Zuerst galt es herauszufinden, was überhaupt die Schwierigkeiten für den Kunden waren. Stellt der Kunde die Flasche an die korrekte Stelle für die Abfüllung? Findet der Kunde den Startknopf? Muss das Interface am Touchscreen dafür farblich angepasst werden? Entfernen Kunden den RFID Tag von der Flasche und können daher das System nicht nutzen?
Als Antwort auf diese Fragen wurden der Automat und das System weiterentwickelt, sodass beides intuitiv nutzbar ist. Die Betreuung der Automaten mit Personal wäre zu personal- und kostenintensiv. Aus diesem Grund erfolgt das Monitoring der Automaten auch vollkommen remote. Nur zur Nachfüllung der Kosmetikprodukte ist Personal erforderlich.
6. Planen Sie, in Zukunft auch verschiedene Kosmetikprodukte am Automaten anzubieten?
Derzeit befindet sich das System noch in der Testphase und füllt nur ein Produkt ab. Kunden wünschen sich jedoch eine Produktvielfalt. RFID steigert die Möglichkeit zur Skalierung der Lösung, da das System die Abfüllmenge für jedes Produkt genau bestimmen kann. Darüber hinaus ist seitens des Automaten eine Individualisierung der Farbe oder Größe des Produkts möglich.
In Zukunft könnte der Automat zwischen 30 und 40 Produkte abfüllen. Er wird aber nie eine Art „Tankstelle“ für Kosmetikprodukte werden. Auch in Zukunft gilt: es gibt einen vorbestimmten Ort für die Flasche. Die Produktauswahl geschieht im Hintergrund und die Einfachheit bleibt für den Kunden trotz größerer Auswahl erhalten.