Zebra Technologies

Roboter EMA50 mit hochentwickelter Sensorik, Kameras und WLAN an Bord

Alexander Honigmann und Mick Oliver im Interview
Interview

Umfassendes Potenzial den stationären Einzelhandel mit KI-basierten Lösungen optimieren

Die Covid-19-Pandemie hat wie ein Katalysator dazu beigetragen, dass Transformationsprozesse beschleunigt wurden. Ende 2020 waren zahlreiche Händler an einem Punkt der Weiterentwicklung angelangt, den viele Experten erst in drei bis fünf Jahren vorausgesagt haben. Die SmartSight Solution von Zebra Technologies setzt sich aus zahlreichen exakt aufeinander abgestimmten Bausteinen zusammen.
INTERVIEW MIT ALEXANDER HONIGMANN AND OLIVER MICK

Mick Oliver, Director of EMEA Sales, SmartSight | EMA, Zebra Technologies und Alexander Honigmann, Sales Director Retail and Logistics Germany, Zebra Technologies.

Innovationen für den Handel – bereits seit mehr als 50 Jahren

Innovationen für den Handel – bereits seit mehr als 50 Jahren

Als Hardware-Entwickler 1969 gestartet, hat sich Zebra Technologies insbesondere ab den 2010er Jahren kontinuierlich zum Lösungsanbieter entwickelt. Strategische Unternehmensübernahmen unterstützen diesen Transformationsprozess.

1. Wie hat die globale Covid-19-Pandemie den Einzelhandel in den vergangenen 12 Monaten beeinflusst? Hat die Branche profitiert oder leidet sie vielmehr unter den Auswirkungen?

Mick: Hier muss eine klare Trennlinie zwischen zwei Handelsbereichen gezogen werden: dem Food und dem Non-Food-Markt. Der stationäre Non-Food- Bereich hat im Frühjahr 2020 – bildlich gesprochen – eine Vollbremsung vollzogen. Der Handel kam praktisch über Nacht zum Erliegen. Kunden durften nicht mehr in die Geschäfte, Produktionen wurden eingestellt und globale Supply Chains wurden massiv eingeschränkt.

Ganz anders im Lebensmittelhandel: Trotz verschieden ausgeprägter Lockdowns fanden nur wenige Einschränkungen statt. Was dazu führte, dass der Food-Bereich auch 2020 zulegen konnte. Der Blick insgesamt auf die Handelsbranche verdeutlicht, dass die Digitalisierung enorm vorangetrieben wurde. Die Covid-19-Pandemie hat wie ein Katalysator dazu beigetragen, dass Transformationsprozesse beschleunigt wurden. Ende 2020 waren zahlreiche Händler an einem Punkte der Weiterentwicklung angelangt, den viele Experten erst in drei bis fünf Jahren vorausgesagt haben.

Honigmann: Die Pandemie hat vielerorts Lösungsansätze hervorgerufen, wie Retailer den Ladenschließungen begegnen können. Die Unternehmen, die bereits vor der Krise Omnichannel- Lösungen realisiert hatten, waren schneller in der Lage, Umsatzverluste abzufedern. Wer seine Verkaufskanäle bereits vernetzt hatte und somit Online agieren konnte, war in der Lage Kunden Click&Collect oder Ship from Store anzubieten. Händler, die bislang wenig Berührungspunkte mit digitalen Lösungen hatten, haben sich spätestens aufgrund der Erfahrungen im Verlauf des letzten Jahres damit befasst.

2. Mit welchen generellen Herausforderungen wird der Einzelhandel konfrontiert? Wie unterschiedlich sind die Auswirkungen auf die verschiedenen Handelssektoren?

Mick: Auch hier verläuft wieder eine Trennlinie zwischen den bereits beschriebenen Retail-Bereichen. Wenngleich es auch Schnittmengen gibt. Der Lebensmitteleinzelhandel ist, wie nahezu jeder Handelssektor, konfrontiert mit zunehmend steigenden Lohnkosten. Der Druck wächst, mehr Aufgaben mit gleichbleibend vielen oder sogar weniger Mitarbeitern zu realisieren. Das hat zur Folge, dass die gesamte Instore-Effizienz abnimmt. Regallücken, fehlerhafte Preisauszeichnungen oder die Nichteinhaltung von vorgegebenen Planogrammen können dazu führen, dass Kunden die Geschäfte ohne Verkaufsabschluss verlassen, weil sie nicht das finden, was sie benötigen. Die digitale Transformation hat längst auch den Lebensmitteleinzelhandel erreicht. Globale Giganten wie Amazon sind mit großen Ambitionen in das Online- Geschäft mit Lebensmitteln eingestiegen.

Hinzu kommt der Trend, Waren im Supermarkt um die Ecke zu bestellen und sich direkt nach Hause liefern zu lassen. Dieser hat während der Kontaktvermeidung in der Pandemie stark zugenommen. Für den Händler hat dieser Wandel im Kundenverhalten zwei hauptsächliche Konsequenzen. Erstens muss eine hohe Bestandsverfügbarkeit gegeben sein, um alle Online- Kaufwünsche abbilden zu können. Zweitens müssen Mitarbeiter Zeit aufwenden, um die Warenkörbe mit den Online-Bestellungen direkt aus den Regalen im Store zusammenzustellen. Ohne eine kontinuierliche Bestandserfassung aller Waren in den Regalen, wird ein Online-Fulfillment direkt aus dem Store nahezu unmöglich.

Honigmann: Diese neuen Anforderungen tragen dazu bei, dass der Handel die Grundlagen aus den Augen zu verlieren droht. Letztendlich müssen die Regale zu jedem Zeitpunkt für Kunden gefüllt sein. Regallücken sind einer der größten Show-Stopper im stationären Einzelhandel. Dabei ist es unerheblich, ob Lebensmittel oder Bekleidung verkauft wird. Zahlreiche Unternehmen der Textilhandelsbranche haben als Early Adopter bereits vor der Pandemie die Weichen gestellt. Die Bedeutsamkeit von Bestandsgenauigkeit im Store und der daraus folgenden Optionen Onmichannel- Shopping zu realisieren wurde frühzeitig erkannt.

Dieser Trend muss sich auch im gesamten Retail-Umfeld fortsetzen, damit der stationäre Handel sicher in Richtung Zukunft blicken kann. Noch nutzt ein Großteil der Kunden den Besuch eines Geschäftes nicht nur zum Kauf von Produkten, sondern erachtet diesen auch auf anderen Ebenen als erfüllend. Doch die Anteile des E-Commerce wachsen kontinuierlich. Jetzt ist es an der Zeit mit der richtigen Strategie und den passenden Lösungen, Kunden weiterhin diese Option des Einkaufens anbieten zu können.

3. Zebra blickt auf eine mehr als 50-jährige Innovationsgeschichte zurück. Welche Innovationen werden zukünftig noch dazu kommen?

Honigmann: Zebra ist als reiner Hardwareentwickler gestartet mit dem Ziel Technologie zu entwickeln, die das Angebot von Kundenservices optimiert. Diese Maxime gilt bis heute und für alle Branchen, in denen Zebra-Produkte eingesetzt werden – Retail, Logistik, Industrie – um nur einige zu nennen. Zu Beginn waren die Entwicklungen zwar stark innovationsgetrieben, aber Ergonomie und die Hardware-Eigenschaftenspielen eine ebenso entscheidende Rolle bei der Produktentwicklung. Der Wandel vom reinen Hardware-Entwickler und -Anbieter hin zu einem Lösungspartner, hat seinen Ursprung im Wechsel der Handheld-Betriebssysteme.

Wir bei Zebra haben sehr frühzeitig den sich anbahnenden Umbruch von Microsoft zu Android erkannt. Die Potenziale dieses Paradigmenwechsels sollten ausgeschöpft werden. Das war der Startpunkt, den Fokus der Entwicklung von ausschließlich Hardware hin zum Ausbau des Lösungsangebotes zu vollziehen. Task-Management- oder Voice-over-IP-Lösungen gehörten zu den ersten Neuentwicklungen, um Mitarbeiter in deren Tätigkeiten mobil zu unterstützen. Diese Lösungen sind auch heute noch im Zebra-Portfolio zu finden.

Mick: Die Einführung von Smartphones vor über zehn Jahren hat, plakativ gesprochen, alles verändert. Bis dahin war das Thema Mobile Computing ein sehr spezielles Nischenthema. Plötzlich konnte man geballte Rechenpower mit einfach zu bedienenden Oberflächen nutzen – sowohl im privaten als auch im Business-Umfeld.

4. Welche Strategien verfolgt Zebra Technologies in der Zukunft?

Mick: Es reicht heute nicht mehr aus, lediglich "nur" Hardware zu verkaufen. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Hardware zur Nebensache wird. Wir arbeiten intensiv daran, die bestmögliche Hardware zu entwickeln und zu produzieren. Das wird auch weiterhin so bleiben. Jedes Hardware- Unternehmen, das kein Lösungsportfolio aufbaut oder keine Value-Added-Services rund um die Reader, Handhelds, Drucker oder Roboter anbieten kann, wird es über kurz oder lang schwer haben, am Markt bestehen zu können.

Ein dominantes Alleinstellungsmerkmal zu finden, dass auch in den kommenden 10 bis 15 Jahren das Fundament für den Unternehmenserfolg sein wird, ist ist nicht leicht. Das sind die Gründe, weshalb sich Zebra bereits frühzeitig breiter aufgestellt hat. Heute können wir beispielsweise dem Handel komplette Automationssysteme bestehend aus Hardware, Software, Cloud-based Services und KI-basierter Datenanalyse anbieten.

5. Welche Rolle werden KI-Anwendungen im Handel einnehmen?

Mick: Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden zu absoluten Schlüsselfaktoren, damit Lösungen hoch performant funktionieren. Das lässt sich exemplarisch sehr gut an der Entwicklung unserer SmartSight Lösung nachvollziehen. Blicken wir 20 Monate zurück in die Entwicklung des EMA50-Roboters. Eine der Hauptherausforderungen damals: Zu interpretieren was der Roboter im Regal sah. Handelt es sich um das Produkt A, B oder C. Das Unterscheiden von verschiedenen Verpackungen war mitunter kaum möglich. Mit der Integration von maschinellem Lernen, ist der Roboter jetzt in der Lage, unzählige Produkte im Vorbeirollen zu erfassen und zu erkennen. Ohne diese Form von KI wäre die Lösung nicht realisierbar.

Honigmann: Die Entwicklung von KI und maschinellem Lernen vollzieht sich äußerst rasant. Niemand kann heute zuverlässig die Frage beantworten, welche Potenziale in den unterschiedlichsten Anwendungsbereichen durch den Einsatz von KI gehoben werden können. Wie Mick Oliver es bereits andeutete: Wir können heute Lösungen mit KI realisieren, die vor nur sechs Monaten noch unvorstellbar waren. Die ganze Welt steht hier noch am Anfang. Wir können heute noch nicht sagen, was wir wissen können, um spezielle Anforderungen zukünftig zu lösen. Das wird uns die Technologie zeigen.

6. Mit welchen KI-basierten Lösungen kann der Handel heute bereits Vorteile in Business-Prozessen erzielen?

Honigmann: Wir sehen ein umfassendes Potenzial, den stationären Einzelhandel mit KI-basierten Lösungen zu optimieren. Das Highlight ist die SmartSight Solution, die sich aus zahlreichen exakt aufeinander abgestimmten Bausteinen zusammensetzt. Die Lösung ist viel mehr als nur der – sehr öffentlichkeitswirksame – Roboter EMA50. SmartSight ist das Ergebnis einer Kombination von jahrzehntelangem Hardware-Know-how speziell für den Handel und die strategische Akquisition von spezialisierten Unternehmen. Die Unternehmenszukäufe haben uns quasi von einem auf den anderen Tag in die Lage versetzt, Lösungen zu realisieren, die sonst viele Monate Entwicklungsarbeit in Anspruch genommen hätten.

Ein Beispiel dafür ist die Übernahme von Cortexica im Jahr 2019. Das Unternehmen hat bildverarbeitungsbasierte Analyse- und KI-Lösungen entwickelt. Das Ziel: die betriebliche Effizienz steigern. Zu den Features, die durch das Cortexica Computer Vision AI-Portfolio ermöglicht werden, gehören Objekterkennung, Bild- und Videoanalyse und visuelle Suche. Das passte perfekt zum SmartSight-Konzept. Die vision-based Funktionalitäten zu integrieren waren der Schlüssel, um die Lösung wirklich intelligent werden zu lassen.

Die Automation von Instore-Prozessen entlastet Verkaufsmitarbeiter von zeitraubenden Tätigkeiten. Die Beratung und Unterstützung von Kunden rückt wieder in den Mittelpunkt. Transparenz ist die Grundlage für die Entscheidungsfindung. Was man nicht sieht, kann man nicht optimieren. Zebra Technologies fokussiert mit hochentwickelten Lösungen auf das Generieren von Daten zur Entscheidungsunterstützung.

Transparenz ist die Grundlage für die Entscheidungsfindung
The END
Vielen Dank fürs Lesen!
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