Globaler Halbleitermangel
Der größte Cluster der Halbleiterherstellung in Europa
Das neue Bosch-Werk ist die jüngste Ergänzung zum Mikroelektronik-Cluster Sachsen. Der Verein Silicon Saxony führt dabei ein Netzwerk von über 360 Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen sowie anderen Akteuren inklusive Start-Ups, die an Europas größtem Standort in der global vernetzten Halbleiterwertschöpfungskette agieren. Bild: Bosch
Halbleitermangel in der Automobilbranche bis weit ins Jahr 2022 erwartet
In der Automobilproduktion werden zahlreiche Halbleiter verbaut. Wird eine Quelle neu erschlossen, fehlen spezialisierte Halbleiter oft an anderer Stelle, was die gesamte Produktion zum Stillstand bringt.
Nachfrageschwankungen in Automobilbranche und Consumer-Elektronik führen zur Chipknappheit
Corona führt zum Stau in der Chipversorgung
„Man muss sich die Halbleiterindustrie wie eine vollgepackte, fünfspurige Autobahn vorstellen“ sagt Frank Bösenberg, Geschäftsführer von Silicon Saxony.
Es herrsche ein hoher, sehr eng getakteter Verkehrsfluss, in dem die Autos normalerweise sehr schnell unterwegs seien. Irritationen der Wirtschaftslage durch Corona haben den Verkehrsfluss gestört. Nachfrageeinbrüche in der Automobilindustrie von teilweise über 40% wurden an die Chiphersteller weitergegeben, die Halbleiterautobahn war nicht mehr voll ausgelastet.
Damit sich die extrem hohen Investitionskosten rechnen, müssen Halbleiterfabriken sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag ausgelastet sein. Es fand eine Neuausrichtung statt: Die Halbleiterindustrie steuerte die verfügbaren Fertigungskapazitäten in andere Branchen. Vornehmlich wurden Chips von Consumer-Elektronik-Herstellern aufgekauft, da die Nachfrage in der Branche coronabedingt anstieg.
Es kam zum Stau, als zusätzlich zu den Herstellern der Consumer Elektronik auch die Automotive-Branche mit steigender Nachfrage zurück auf die Halbleiterautobahn drängte.
Produktionsumverteilung setzt Automobilindustrie auf den Standstreifen
Ungleiche Marktverhältnisse waren die Folge der Nachfrageschwankungen, die Produktion stagnierte. Diese Verhältnisse werden durch die Fertigungsdauer von Halbleitern, die bis 6 Monate dauern kann, noch weiter verschärft. Eine spontane Produktionssteigerung ist unmöglich.
Insgesamt vergehen von der Planung bis zur Inbetriebnahme neuer Produktionskapazitäten zwischen drei und vier Jahre, wenn ein neues Werk gebaut wird. Werden verfügbare Flächen in einer existierenden Fabrik erweitert, sind es mindestens anderthalb Jahre.
Allein die Herstellung und Lieferung der hochspezialisierten Maschinen, die für die bis zu 1200 einzelnen Produktionsschritte eines Halbleiters benötigt werden, dauern mindestens neun Monate. Die Nachfrage der Automobilindustrie für Mikrochips macht weniger als 10 Prozent des globalen Umsatzes mit Halbleitern aus.
Hersteller wie Infineon produzieren die von der Automobilindustrie benötigten Chips. Pro Fahrzeug werden mehrere hundert Halbleiter verbaut, Tendenz steigend. Elektrofahrzeuge benötigen die doppelte Menge. Bild: Infineon