Plantobelly

Baumsterben durch optimierte Bewässerungsplanung verhindern

INTERVIEW MIT BASTIAN KLEMKE
Interview

„Wir lassen Bäume sprechen.“

Die Jahre 2015 bis 2021 waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, Bäume leiden unter der zunehmenden Trockenheit. Bastian Klemke erklärt die Rolle des Plantobelly in der Bewässerungsplanung und darin, Bäume vor dem Vertrocknen zu retten.
INTERVIEW MIT BASTIAN KLEMKE

Bastian Klemke gründete Anfang 2021 gemeinsam mit Christian Hahn das Unternehmen Plantobelly. Der Diplom-Wirtschaftsingenieur ist bei Plantobelly für den Vertrieb zuständig.

1. Auf welche Nutzer und Anwendungsbereiche ist der Plantobelly ausgerichtet?

Die Hauptzielgruppe für den Plantobelly sind Smart Cities. Die Sommer werden immer trockener und wärmer. Besonders junge Bäume geraten unter Trockenstress und gehen dadurch ein. In der Umgebung von Straßen und Gehwegen ist die Möglichkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme sehr gering. Die Pflanzen müssen gepflegt und gegossen werden. Dies zu überwachen steht bei uns klar im Fokus.

2. Warum haben Sie sich bei Plantobelly für die LoRaWAN-Datenübermittlung entschieden?

Es gibt sehr viele Städte, die LoRaWAN nutzen und auch immer weiter ausbauen. Das bietet auch für uns eine Plattform, um dort den Plantobelly einzusetzen. Der Funkstandard an sich bietet enorm viele Vorteile. Wir können eine lange Batterielaufzeit sowie zuverlässige Übertragung der Datenpakete gewährleisten und erzielen sehr hohe Reichweiten.

3. Können Sie den Installationsprozess eines Plantobelly beschreiben?

Der Plantobelly besteht aus einer Messschleife und einer Sensorbox, die mit einem Kabel verbunden sind. Die Messschleife des Plantobelly wird in der Tiefe installiert, in der der Wurzelbein des Baumes liegt, der gemessen werden soll. Dieser kann zwischen 20 und 60 cm Tiefe schwanken, je nachdem wo der Baum seine Wurzeln ausbildet oder wie jung der Baum ist. Dort wird die Messschleife in die Erde gesteckt.

Damit die Funkfrequenz noch übertragen werden kann, liegt die Sensorbox drei bis fünf cm unter der Erdoberfläche. So ist die Datenübertragung via LoRaWAN funktionsfähig, und die Sensorbox ist gleichzeitig vor Diebstahl und Vandalismus geschützt. Der Sensor wird automatisch kalibriert und sendet alle zwölf Stunden ein Signal.

4. Welche Daten stehen den Nutzern des Plantobelly zur Verfügung?

Im Plantobelly- Webservice sehen Nutzer die Feuchtigkeitsanzeige an den verschiedenen Standorten, sowie Ortsbezogene Wetterdaten. Der Kunde gibt an, in welchem Postleitzahlenbereich der Plantobelly installiert ist, und auf Basis dieser Postleitzahl ziehen wir die Wetterdaten. Die Bewässerungsplanung kann effektiv auf Baumbedürfnisse und Wetterverhältnisse angepasst werden.

5. Stichwort Nachhaltigkeit: Wie wird mit dem Plantobelly verfahren, wenn das Ende der Gebrauchszeit erreicht ist?

Die Erfahrung, wie der Plantobelly nach zehn Jahren aus der Erde deinstallierbar ist haben wir noch nicht, da wir noch nicht zehn Jahre lang installiert haben. Was wir auf jeden Fall bedacht haben ist dass die Messschleife, die deutlich tiefer installiert ist als die Sensorbox, keinerlei Elektronik beinhaltet bis auf die Leiterbahnen. Wenn diese vom Wurzelwerk umschlungen ist, kann sie abgetrennt werden. Die kritischen Komponenten wie die Batterie und die Platine sind in der Sensorbox verbaut, die viel näher an der Oberfläche liegt und leicht aus der Erde entfernt werden kann.

Wir haben uns aus Gründen der Nachhaltigkeit dafür entschieden, die Plantobellys zur Miete anzubieten. Als Beispiel: Eine Stadt nutzt den Plantobelly für die Anwartsphase eines Baumes, die zwischen drei bis sechs Jahre beträgt. Wenn der Plantobelly nicht mehr benötigt wird wollen wir sicherstellen, dass die Batterie nicht am Baum belassen wird. Falls diese auslaufen sollte, würden mehr Umweltschäden verursacht als dem Baum beim Anwachsen geholfen wurde. Mit dem Mietkonzept können wir den Plantobelly zurückholen, durch neue Firmware und Batterie recyclen oder notfalls auch entsorgen.

6. Welche Ziele hat sich Plantobelly für die Zukunft gesetzt?

Jede Stadt pflanzt im Jahr zwischen 180 und 250 neue Bäume, die auch betreut werden müssen. Nicht jeder Baum muss mit einem Plantobelly überwacht werden, aber wenn wir zwischen einem und zehn Prozent der jungen Bäume mit Plantobellys ausstatten, wäre das schon ein großes Ziel. Wir sehen für die Bodenfeuchtigkeitsüberwachung in Ländern wie zum Beispiel Griechenland, Portugal oder Spanien einen enorm hohen Bedarf.

Wir haben in unseren Tests auch versucht noch weitere Werte wie ph-Wert, Licht und Temperatur zu erfassen, und diese wurden auch von Nutzern angefragt. Vorerst konzentrieren wir uns bei Plantobelly ausschließlich auf das Thema Feuchtigkeitsmessung. Man kann viel über Substrate, Dünger oder ähnliches sprechen, aber das Wichtigste ist immer noch das Wasser. Den Blick in den Boden zu öffnen und Bäume davor zu schützen, in Trockenstress zu geraten und zu sterben, sehen wir bei Plantobelly als unsere klare Aufgabe.

The END
Vielen Dank fürs Lesen!
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