Die Ursprünge von B-Id
Herr Yin, welche Kompetenzen und Erfahrungen in Deutschland haben Sie im Bereich RFID und Smart Cards erworben?
Meine erste Begegnung mit Deutschland fand im Jahr 1991 statt, als ich hier begann, Experimentalphysik und Informatik an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München zu studieren. Dieser Schritt folgte auf mein Elektroniktechnik-Studium in China, das auch die Hochfrequenztechnik umfasste, ein anspruchsvolles Fachgebiet.
Nach erfolgreichem Abschluss meines Studiums im Jahr 1996 an der LMU nahm ich eine Position im Vertrieb für ein Maschinenbauunternehmen an. Während dieser Zeit kam ich erstmals mit der RFID-Technologie in Berührung. Nach drei Jahren gründete ich schließlich mein eigenes Unternehmen.
Wie schwer war Ihre erste Zeit in Deutschland?
Nach Deutschland zu kommen, war natürlich eine Herausforderung für mich, da ich eine neue Sprache lernen musste. Ich habe vor Beginn meines Studiums an der LMU ein Jahr lang Deutsch gelernt und konnte mein Studium mit der Note 1,0 abschließen.
Deutschland ist jetzt meine Heimat, obwohl ich sehr oft unterwegs bin. Meine Familie lebt hier und meine Kinder studieren hier. Regelmäßig reise ich auch in die USA, wo ich vor acht Jahren eine weitere Niederlassung von B-Id gegründet habe. Ich besuche Partner und treffe mich mit technischen Experten, um die neuesten Themen und Innovationen zu besprechen.
Herr Jin, B-Id wurde im Jahr 2002 von Ihnen gegründet. Wie kam es damals dazu?
Seit dem Jahr 1996 war ich als Angestellter eines deutschen Maschinenbauunternehmens tätig. Ich war für die Region Asien-Pazifik zuständig. Eines Tages habe ich bei einem Kunden ein sehr interessantes Produkt gesehen – eine Software-CD, die vor Fäschung und Missbrauch geschützt werden sollte.
Mein damaliger Partner hatte die spannende Idee, auf den CD-Körper eine RFID-ID aufzubringen, die Fälschungen verhindern sollte. Einer der Vorteile der RFID-Integration ist, dass die CD gegen Raubkopien geschützt wäre. Sobald ein Laufwerk mit einer CD gestartet wird, liest die darin enthaltene Software den RFID-Chip und überprüft, ob es sich um ein Original handelt. Erst dann darf oder kann der Benutzer die CD verwenden. Wir haben später auch ein Patent für diese Erfindung erworben.
Ich war so beeindruckt von diesem Produkt, dass ich daraufhin beschloss, ein Unternehmen für die Entwicklung von RFID-Produkten und -Lösungen in Europa zu gründen. Das war der Gründungsimpuls für B-id.
Wie hat sich B-Id seither entwickelt?
Nach der Gründung in Deutschland im Jahr 2002 haben wir uns im Jahr 2015 in den USA etabliert und betreiben seit einigen Jahren auch Produktionsstätten in Shanghai und Taiwan. Als Unternehmen fokussieren wir uns hauptsächlich auf den Transponderbereich. Unser Partnernetzwerk ist in den letzten Jahren immens gewachsen.
Zu unseren Partnern gehören sowohl Geschäftspartner wie Hersteller von Lesegeräten und Antennen als auch Endanwender. Einige Hersteller kaufen unsere Transponder, damit sie diese in ihre Produkte integrieren können. Sie verkaufen diese Produkte dann direkt an den Endanwender.
Smart Cards + Schlüsselanhänger + RFID-Transponder
Stichwort: Produktentwicklung.
Wo und mit wem findet die Produktentwicklung statt?
Das ist unterschiedlich, aber der entscheidende Punkt hier ist die enge Zusammenarbeit. Ich selber bin für Projekte im Bereich der Produktentwicklung im Unternehmen zuständig. Als ausgebildeter Ingenieur habe ich viele Ideen und Entwicklungsvisionen. Eine neue Produktidee wird im Team und mit Partnern gemeinsam diskutiert bevor ein Prototyp erstellt wird. Gespräche mit Kunden und konkrete Lösungsanfragen aus dem Markt geben Einblicke, was die Industrie benötigt.
Da die Partner von B-id über Spezialisierungen in unterschiedlichen Technologiebereichen verfügen, führen gemeinsame Projektbesprechungen immer zu adäquaten und passgenauen Lösungen oder Produktentwicklungen. Die Partner sind beispielsweise auf Themen wie Materialkunde, Werkzeugbau, Kunststoffspritzguss bis hin zur Antennenherstellung und -tuning spezialisiert. Nach der Mustererstellung beginnt der nächste Abschnitt der Produktentwicklung, die Testphase. Das ist der Standardprozess der Produktentwicklung bei B-Id. Die Massenproduktion erfolgt erst nach dem erfolgreichem Abschluss der Testphase und der Freigabe der Muster.
Können Sie ein frühes Highlight Ihres Produktportfolios nennen?
Zu den ersten RFID-Produkten im Portfolio gehörten Produkte für die Zutrittskontrolle. Damals haben wir einen sehr kleinen Transponder entwickelt. Dieser war zu dem Zeitpunkt als der kleinste Antennentransponder der Welt mit einem Durchmesser von 1,5 Millimetern und einer Höhe von zwei Millimetern bekannt.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, RFID-Transponder für Industrie und Produktion zu entwickeln und zu produzieren?
Die Entscheidung, RFID-Transponder für den Einsatz in der Industrie und Produktion zu entwickeln und herzustellen, basierte damals auf der zunehmenden Relevanz von Schlüsselanhängern und Smartcards in den ersten Jahren nach der Firmengründung. Zu dieser Zeit war RFID noch ein vergleichsweise neues Konzept, doch bereits zwei bis drei Jahre später erkannten zahlreiche Unternehmen das Potenzial und begannen mühelos mit der Produktion von RFID-Produkten, darunter Smart Cards und RFID-Schlüsselanhänger.
Um uns von Mitbewerbern abzuheben, führten wir die Individualisierung unserer Schlüsselanhänger ein. Kunden hatten die Möglichkeit, ihr Logo in drei 3 Varianten aufzudrucken. Wir bieten Tampon Printing, Lasergravur und die Integration des Logos in das Werkzeug an. Zusätzlich können Kunden unterschiedliche Gehäusefarben und weitere Personalisierungsoptionen auswählen. Dieser Individualisierungsservice erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Später knüpfte ich verstärkt Kontakte zur Halbleiterindustrie, insbesondere in Taiwan. Unser Ziel war es, neue Produkte zu entwickeln, nicht nur für die Zutrittskontrolle.
Während dieser Phase bemerkte ich das wachsende Interesse der deutschen Industrie, RFID in ihre Produktionsprozesse zu integrieren. In Gesprächen mit verschiedenen Kunden wurde mir bewusst, dass sie konkrete Herausforderungen zu bewältigen hatten, sei es in Bezug auf Temperatur, Lesedistanz, kundenindividuelle Bauformen oder andere Faktoren. Diese Unternehmen suchten nach maßgeschneiderten Lösungen für ihre Produktionsanforderungen. Basierend auf diesen Dialogen entwickelten wir Prototypen und begannen so unseren Einstieg in die Produktion kundenspezifischer RFID-Transponder für Industrie und Produktion. Dieser Schwenk in Richtung kundenspezifischer Lösungen markierte für mich eine äußerst positive Entwicklung.
High-Tech-Transponder
Was ist ein High-Tech-Transponder?
High-Tech-Transponder repräsentieren den Standard, den wir bei B-Id konsequent entwickeln und herstellen. Ein herausragendes Beispiel dafür ist unser Vehicle Tag. Bei der Produktion von UHF-Etiketten bzw. Inlays setzen wir konsequent auf die Surface-Mounted Device (SMD) Technik. Dies bedeutet, dass wir einzelne Chips aus dem Wafer präzise herauslösen und den Chip so verpacken, dass zwei Flächen für den Anschluss an die Antenne entstehen.
Diese Vorgehensweise gewährleistet nicht nur den Schutz des Chips, sondern ermöglicht auch eine robuste Verbindung zwischen Chip und Antenne, da wir die Antenne direkt an den Chip löten. Im Gegensatz zur Verwendung von leitendem Klebstoff bietet diese Löttechnik eine deutlich widerstandsfähigere Bindung.
Eine Besonderheit liegt in der Wahl der Antennenmaterialien. Herkömmliche Aluminiumantennen sind mit dem Löten nicht kompatibel. Daher setzen wir bei der Produktion sämtlicher ODM-Transponder auf Kupferantennen. Die Entscheidung für Kupfer bietet nicht nur eine widerstandsfähige Lötverbindung, sondern bringt auch weitere Vorteile mit sich. Kupfer ist elastischer als Aluminium und weist eine bessere Leitfähigkeit auf, was zu einer verbesserten Gesamtleistung führt.
Warum hat sich B-Id für die Entwicklung von High-Tech-Transpondern entschieden?
Die Entschließung zur Entwicklung von High-Tech-Transpondern wurde vor mehr als einem Jahrzehnt gefasst und war eine Reaktion auf die aufkommende Dynamik im UHF-Markt. In den Anfangszeiten lag der Fokus vor allem auf dem Preis des UHF-Tags und der Produktionsmenge. In der Folgezeit stieg jedoch die Nachfrage nach individuellen, maßgeschneiderten Produkten seitens der Unternehmen.
Aus diesem Grund haben wir unsere Entwicklungsstrategie angepasst und begannen, HF- und RF-Transponder sowie Spezialprodukte zu konzipieren und herzustellen. Dies markierte einen bewussten Schwenk weg von der standardisierten Massenproduktion hin zur Produktion hochspezialisierter High-Tech-Transponder.