SYMINGTON

Ladungsträger-Tracking mit RFID in der Weinproduktion

Isabel Freitas
Interview

Technologische Innovationen vorantreiben

Isabel Freitas setzt sich für die Implementierung technologischer Innovationen ein. Sie ist Hauptverantwortliche der RFID-Integration in der Logistik und erklärt, welche Herausforderungen zu lösen waren und welche Erwartungen an die RFID-Integration gestellt wurden, sowie welche zukünftigen Technologien im Fokus stehen.
INTERVIEW MIT ISABEL FREITAS

Isabel Freitas,
Analyst Developer, Symington Family Estates, ist seit 1999 für das Unternehmen tätig.

1. Vor welchen technologischen Herausforderungen steht Symington insbesondere im Hinblick auf die Produktpalette und deren Produktlebensdauer?

Auf Grund der langen Lebensdauer unserer Produkte müssen wir uns die Frage stellen: Ist die Technologie, die wir jetzt implementieren auch zukünftig noch innovativ und einsetzbar? Wie wird diese Technologie vielleicht in 20 Jahren aussehen, wenn der Wein verkauft wird? Sollte die Technologie dann nicht mehr einwandfrei funktionieren, könnte der Kunde Bedenken hinsichtlich der Produktauthentizität haben. Deshalb müssen zukünftige Technologieentwicklungen und auch mögliche Technologieerosionen bedacht werden. Zudem arbeiten wir mit Metall und Flüssigkeiten – beides keine einfachen Voraussetzungen für die Integration von RFIDTechnologie.

2. Weshalb hat sich Symington speziell für den Serial Shipping Container Code entschieden?

Anfangs haben wir evaluiert, GRAI (Global Returnable Asset Identifier) oder SSCC (Serial Shipping Container Code) zu nutzen, da die Ladungsträger aus Metall sich in unserem Besitz befinden und die internen Produktionsanlagen nicht verlassen. Zu diesem Zeitpunkt war SSCC innerhalb der Supply Chain deutlich stärker vertreten. Deshalb haben wir uns letztendlich für SSCC-96 entschieden.

3. Welche Erwartungshaltungen gingen der Lösungsintegration voraus?

Das übergeordnete Ziel war es, den zukünftigen Anforderungen in der Supply Chain voraus zu sein. Die Dynamik innerhalb der Supply Chain ändert sich zunehmend. Mehr und mehr Unternehmen investieren jetzt in die digitale Transformation und Standardisierung in der Supply Chain. Seit wir 2015 auf RFID umgestellt haben, sind wir auch daran interessiert, die Inventurzeit zu reduzieren. Die Case Study zu unseren Halberzeugnissen war nicht optimal, da Einflüsse wie Metall und Flüssigkeit sowie die Art und Weise, wie unser Lagerbestand gelagert wird, die RFID-Datenerfassung erschwerten.

Die Umgebungsbedingungen unserer Halberzeugnisse ist jedoch anders, und obwohl das Erfassen auf SSCC-Ebene erfolgt, halten wir die RFID-Nachverfolgung in naher Zukunft dennoch für eine gute Option.

4. Soll der Einsatz von RFID auch zukünftig erweitert werden?

Die fertigen Weinprodukte haben wir aus Kostengründen nicht in die erste RFIDIntegration einbezogen. Zukünftig wollen wir aber alle Produkte in die RFID-Lösung integrieren. Aktuell planen wir, die RFID-Integration auf alle Produktions- und Logistikprozesse zu erweitern. Dazu gehören nicht nur die Produktionslinien, sondern auch die Lagerhallen für Halberzeugnisse, Endprodukte und das Warenlager für Rohmaterialien. Die Kosten für RFID-Etiketten sind seit 2015 deutlich gesunken. Daher wird der RFID-Einsatz immer kostengünstiger. Aktuell evaluieren wir beispielsweise den Einsatz von Drohnen für die Inventur im Warenlager. Motivierend für unsere Projekte ist auch, dass einige unserer Zulieferer ebenfalls damit starten, RFID einzusetzen.

5. Bei der Anlieferung von Trauben externer Weinbauern kommt ebenfalls RFID zum Einsatz. Wie läuft dieser Prozess ab?

Der RFID-Einsatz auf den Containern wird für drei unterschiedliche Prozesse, die Zusammenarbeit mit externen Weinbauern betreffend, genutzt. Erstens wird der Poolkreislauf der Ladungsträger zwischen Symington und den Weibauern überwacht. Dadurch wissen wir immer exakt wo sich wie viele Ladungsträger befinden. Auch die Rücklieferung oder Auslieferung von leeren RFIDgetaggten Behältern wird automatisch erfasst.

Der zweite RFID-Prozess betrifft die Weinbauern und deren Liefermengen. Wir überwachen automatisch und kontaktlos die Menge der gelieferten Trauben und ordnen diese Menge dem jeweiligen Weinbauern zu. Der Weinbauern wird über das RFID-Etikett am Container identifiziert.

Somit dokumentieren wir, wie viele Container und welche Traubenmengen einem Weinbauern zuzuordnen sind.

Der dritte RFID-gestützte Prozess betrifft nicht die externen Weinbauern, sondern die internen Logistikprozesse bei Symington. Dazu zählen der Transport der Ladungsträger vom Wareneingang zur Produktionsanlage sowie die Zuordnung der Ladungsträger zur korrekten Weinproduktion.

Der Transport von leeren Ladungsträgern von der Produktionsanlage zum Empfangslager oder vom Empfangslager zur Produktion wird ebenfalls kontaktlos überwacht. Im Grunde werden sämtliche Logistikprozesse digital erfasst, so dass alle Containerbewegungen nachvollziehbar sind. Dafür nutzen wir EPCGEn2v2 mit Tag-Kodierung GRAI-96.

6. Welche weiteren Lösungen und Technologien werden zurzeit evaluiert?

Wir evaluieren derzeit eine Vielzahl an weiteren Automationslösungen. Beispielsweise testen wir den Einsatz von NFC zur Kundenbindung und Interaktion mit dem Kunden. Mit einem Dual-Frequency-Tag könnte zukünftig sowohl die Automatisierung der Logistik als auch die Customer Experience realisiert werden. Wie können wir in Zukunft die Kunden einbeziehen und die Markenbindung stärken?

Das sind Fragestellungen mit denen sich Symington zurzeit befasst. Die Welt verändert sich so rasant, die Lebensdauer unserer Weine ist uns zum Teil weit voraus. Auch das ist eine Herausforderung mit der wir uns befassen müssen. Bei allen Lösungen und neuen Technologien achten wir vor allem auf deren Standardisierung, um die Vorteile in allen Segmenten der Supply Chain nutzen zu können. Gleichzeitig werden so die strengen Vorschriften der Getränke- und Lebensmittelindustrie eingehalten.

The END
Vielen Dank fürs Lesen!
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